5riverssafari2007

5 Rivers Safari 2007

5 RIVERS SAFARIS” TOUR 14. – 21. Febr. 2007

Friedhelm hatte im Internet ein Quiz der Islands in Africa “5 Rivers Safaris” Lodges/Gruppe, bestehend aus 100 Fragen korrekt beantwortet und somit einen schönen Preis / Gutschein [Certificate] gewonnen. Dies ermöglichte ihm den kostenlosen Besuch von 5 Lodges der Gruppe un d einem/r mitreisenden Partner/in die gleichen 5 Lodges zu nur USD 50 [N$ 350] pro Lodge. Das beinhaltete nicht nur die Übernachtungen, alle Mahlzeiten, sämtliche Getränke der Bar, sondern auch alle Gamedrives (Tages- und Nachtfahrten ) und Bootsfahrten mit einem einheimischen Führer und einem Spurenleser für uns beiden allein ! Wir konnten unser Glück kaum fassen, aber nach ausgiebiger Korrespondenz mit “5 Rivers Safaris” stand fest, daß wir nur anzugeben brauchten, wann wir in Victoria Falls landen würden. Die restliche Organisation mit sämtlichen Transfers für die nächsten 5 Tage würde dann die “5 Rivers Safaris” Gruppe übernehmen.

Ganz überwältigt vor Freude und Staunen wählten wir 5 Luxus-Lodges der “5 Rivers Safaris” Gruppe aus, die wir noch nicht kannten und gern besuchen wollten. Ganz so einfach war es nun doch nicht, denn an den Daten unserer Wahl konnten 2 der Lodges nicht besucht werden, da die eine Lodge voll besetzt war und die andere gerade generalüberholt wurde. Dafür bot man uns zwei Übernachtungen in der neuen Ntwala-Luxus-Lodge – ihrem “Flaggschiff”- an, die nicht in dem Angebot mit inbegriffen war. Diese Lodge nimmt nur eine Höchstzahl von 8 Gästen in 4 Chalets auf. Die Ntwala-Lodge liegt ca.80 km oberhalb der Viktoria Fälle auf einer kleinen Insel im Zambezi direkt bei den Mambova-Stromschnellen, und ca.10 km westlich der Vier-Länder-Ecke (Namibia, Zambia, Zimbabwe und Botswana). Gern sagten wir zu und nun kamen alles ins Rollen.

Da wir nur “stand-by” Flugscheine besaßen, beschlossen wir, 2 Tage früher nach Victoria Falls zu fliegen, damit wir auf keinen Fall die Vereinbarung mit “5 Rivers” verpassen würden. Unsere liebe Verwandschaft in Harare hatte uns fürsorglich in eines der 5 renovierten Bungalows im “Zambezi National Park” eingebucht, wo wir schon vor 2 Jahren gut und preiswert übernachtet hatten. Alles klappte wie am Schnürchen: wir bekamen 2 Plätze im Flieger nach Vic. Falls und nachdem Renate ihre “Avomine” gegen Übelkeit während des Fluges geschluckt hatte, stellte sich endlich die grosse Freude auf unser gemeinsames Abenteuer ein. Bei der Zwischenlandung in Maun, erfolgte eine Ansage in Englisch und zu unserer Verwunderung auch in einwandfreiem Deutsch. Friedhelm fragte daraufhin den dunkelhäutigen jungen Piloten ( Hendrik ), ob er eines der DDR Kinder aus Güstrow sei, was er überrascht, aber freudestrahlend bejahte. In Maun mußten alle aussteigen und da wir eine gute Stunde Aufenthalt hatten und nicht aus dem Aufenthaltsraum gehen durften, streckten wir uns der Länge nach auf der Sitzbank aus und schliefen ein. Plötzlich stand der Pilot vor uns und wollte wissen, ob wir nicht weiter mitfliegen wollten. Erschreckt sprangen wir auf und hasteten zum Flugzeug. Nun waren wir außer einer 4 köpfigen deutschen Familie die einzigen Passagiere im Flugzeug und machten es uns bequem. Wir freundeten uns mit der anderen Reisegruppe an und tauschten Visitenkarten aus. Als wir uns Vic. Falls näherten, ging Friedhelm zum Piloten in die Kabine und bat, ob er niedrig über die Fälle fliegen könnte. Nachdem der Pilot sich dazu die Erlaubnis eingeholt hatte, flog er zu unserer großen Begeisterung eine schöne Schleife über die Victoria Fälle – ein grandioser Anblick !

Nachdem alle Formalitäten auf dem Flughafen erledigt waren, fuhren wir mit einem Taxi die 20 km in den Ort Victoria Falls. Der nette Fahrer führte uns in einen Supermarkt, wo es zu unserem Erstaunen weder Butter, Butro noch Margarine zu kaufen gab. Die Lebensmittel, die wir dann kauften, bezahlte der Fahrer in Zim Dollars und er bekam dafür von uns die begehrten US Dollar. Im “Zambezi National Park” angekommen, stellten wir mit Befriedigung fest, daß unser Bungalow wirklich renoviert war und wir fast nichts auszusetzen fanden. Vor jedem Bungalow ist eine breite offene Schneise zwischen den hohen einheimischen Bäumen und Palmen bis hinunter an den Zambezi, der breit und ruhig dahinfließt. Hier grasen nachts die Hippos, wie wir an den vielen Spuren sehen konnten. Auf einem langen Spaziergang gegen Abend sahen wir Buschböcke fröhlich herumspringen, Perlhühner, Sandhühner und Paviane. Glücklicherweise begegneten wir keinen Elefanten, wie wir von unserem vorigen Besuch noch lebhaft in Erinnerung hatten. Nachts begleitete uns dann das “gemütliche” Grunzen und Schnauben der Hippos in den Schlaf.

Für den folgenden Tag hatten wir eine Pirschfahrt in den Zambezi National Park gebucht und standen pünktlich um 8 Uhr vor der Rezeption, aber wer nicht erschien, war der Guide mit Auto. Leicht verschnupft, stornierten wir unsere Buchung und verschoben sie auf den Nachmittag. Da gerade ein “Bakkie” der Parkbehörde vor der Rezeption stand, um in den Ort zu fahren, kletterten wir auf die offene Ladefläche und fuhren fröhlich die 8 km. mit ins Dorf. Auf dem Wege zu den Fällen kamen wir an einem großen Aushängeschild : “Elephant Experience” vorbei. Da wir beide noch nie auf einem Elefanten geritten waren, gingen wir in das Büro zwecks Info. Wir sahen uns ein Video über das Elefantenreiten an und buchten dann für den nächsten morgen einen Elefantenritt, inklusive Frühstück. Der Spaß sollte für ca. 2½ Stunden USD 90.00 pro Person kosten. Wir schluckten ordentlich – das kostete ja richtig Geld ! -aber schließlich bekommt man nicht alle Tage Gelegenheit zum Elefantenreiten.

Nun marschierten wir weiter zu den Fällen, umschwärmt von Händlern, die ihre Schnitzereien anpriesen, und als das nichts fruchtete, dazu übergingen, uns ihre schlimme finanzielle Lage zu schildern. Zum Schluß baten sie nur noch um unsere Sandalen oder doch wenigstens irgendwelche “Coins”. Auch Namibische “Coins” würden sie nehmen. Wir leerten also unsere Münzen in eifrige Hände und dann waren wir endlich bei den Fällen angelangt. Der Zambezi führte gerade Hochwasser. Wir genossen wieder einmal die grandiose Aussicht auf die Fälle, die diesmal in voller Breite hinunterdonnerten und einen Sprühregen verursachte, der uns bis auf die Haut durchnäßte. Herrlich! Das warme Wetter hatte uns bald wieder getrocknet und wir fanden später im Dorf ein offenes Restaurant, wo wir für Zim $ 4,400 ein Sandwich und für Zim $ 5,500 ein Milkshake bekamen. Wir erfuhren, daß man auf dem Schwarzmarkt für N$ 1.00 ca. Zim $ 450.00 , aber in der Bank nur Zim $ 35.00 bekommt. Da jeder gern USD nahm, einigten wir uns auf einen Preis und genossen das sehr gute Essen. Ein Taxifahrer namens “Tulani” (Halt den Mund) fuhr uns wieder zu unserem Bungalow zurück und strich sich beglückt die USD ein. Nach einer Mittagsruhe unter Donnergrollen starteten wir auf unseren Gamedrive mit “Fortune”, der uns zum Chamabonde Private Game Reserve im Victoria Falls National Park fuhr, weil das Gelände dort angeblich offener ist. Wir genossen die Fahrt, obwohl wir ausser Zebras, Rappenantilopen und Büffeln nicht sehr viel Wild zu sehen bekamen, da auch dieser Park dicht bewachsen und nur an den Flußläufen etwas offener war. Wir konnten uns jedoch nett mit unserem Guide unterhalten und zum Schluß nahmen wir einige Fußgänger mit, die nur auf unseren ausdrücklichen Wunsch mitgenommen werden durften. Fortune fuhr uns noch kurz durch die Anlagen des “Elephant Hill Hotels”, das die Queen vor vielen Jahren eingeweiht hatte.

Pünktlich um 7h00 früh am nächsten morgen stand der “Elephant Experience” Wagen vor unserer Tür. Direkt neben der Crocodile Ranch zahlten wir unseren “Obulus”: N$ 650.00 pro Person, der ein Frühstück nach dem Elefantenritt und einen Besuch bei der Crocodile Ranch mit einschloß. Dann kamen drei Elefanten mit ihren Führern gemächlich auf uns zugeschritten. Sie hielten an einer erhöhten Plattform, auf die wir per Leiter gelangten. Der Guide bugsierte seinen jeweiligen Elefanten ganz nahe heran, sodaß wir breitbeinig hinter ihm auf einem gepolsterten Sitz Platz nehmen konnten. Renate wurde etwas mulmig zumute bei dem Gedanken, daß sie nun stundenlang im Spagat aushalten müßte, was ihre etwas verkalkten Knochen in dieser ungewohnten Lage ganz schön strapazieren würde. Aber schon ertönte das laute Kommando “Go, go!” und die Dickhäuter setzten sich in Bewegung. Vorneweg liefen ein unbewaffneter Tracker und der Eigentümer der Firma mit schussbereitem Gewehr, da man im Park ja immer gewärtig sein muß, evt. auf Raubtiere, Elefanten oder Büffel zu stoßen. Nach den “Fußlatschern” kam ein etwas jüngerer Elefant, der seine Ausbildung noch nicht vollständig abgeschlossen hatte mit seinem Führer obenauf, und zuletzt wir beiden auf unseren jeweiligen Riesen. Der Weg ging “auf schmalem Jägerpfad” quer durch den Zambezi National Park. Während unsere braven “Ollis” unterwegs links und rechts ihr Frühstück von den Büschen und Bäumen rupften, machten uns unsere Guides auf Buschböcke, Zebras und - oh Schreck! sogar einige Büffel aufmerksam, die wir aber leise und vorsichtig in respektvollem Abstand umrundeten. Auf unsere Fragen, erzählten sie uns, wie sie ihre Schützlinge gezähmt und abgerichtet haben, wie sie versorgt werden, wo sie untergebracht sind, was sie alles lernen müssen, wie lange die Ausbildung dauert, usw., usf. Außerdem erfuhren wir, wie ihre eigene Ausbildung als Elefantenführer und gleichzeitig als Guides für Touristen gewesen ist. Sie müssen natürlich möglichst alle Fragen, die man ihnen über das Land, die Geschichte, die Vögel und Tiere, Büsche, Bäume und Gräser stellt, zufriedenstellend beantworten können. Sie sind also im wahrsten Sinne des Wortes Tourguides und müssen ausserdem nach jahrelangem Abrichten ihrer jeweiligen Schützlinge ein enges und liebevolles Verhältnis zu ihnen aufbauen. So wurde uns doch klar, daß der enorme Preis für den Elefantenritt seine Berechtigung hatte. Zwischendurch hielt die Karawane mal an, damit der Eigentümer mit unserer Kamera einige Fotos von uns “hoch zu Elefant” nehmen konnte. Nach ein-einhalb Stunden waren wir zu Renates großer Erleichterung wieder an der erhöhten Plattform angekommen und sie konnte unter Ächzen und Stöhnen ihre armen Glieder wieder in natürlichere Position bringen. Nun stellten sich die drei braven Tiere unter ihren Reitern ordentlich in Reih und Glied auf und grüßten auf ein Kommando alle mit erhobenem Rüssel. Das war ihr “Salute”. Dann streckten sie gierig ihre Rüssel uns entgegen und bekamen zur Belohnung, die uns zugeteilten “pellets”. Der eine Elefant saugte seine Ration wie ein Staubsauger in seinen Rüssel, während der andere seine Rüsselöffnung wie eine offene Hand umkehrte, in die wir dann seine Ration schütteten. Ulkig! Jeder Guide bekam von uns noch seinen Bakschisch in US Dollars und die Karawane zog befriedigt davon. Wir wurden mit einem reichhaltigen Frühstück verwöhnt und anschließend wieder zu unserem Bungalow gebracht. Für uns war dieser Elefantenritt ein einmaliges Erlebnis, wofür wir dankbar sind und das wir trotz der großen Ausgabe nicht missen möchten.

Um Punkt 11h00 stand ein Kombi von “Wild Horizons” vor der Tür und ab gings die 70 km zur Grenze nach Kazangula. Nun fing unsere “5 Rivers Safari” allen Ernstes an. Auf der Botswana Seite bei Kazangula stand schon ein offener Geländewagen bereit, der uns die 10 km nach Kasane brachte. Dort empfing uns der sehr sympathische “Victor”, unser Guide, der uns für die nächsten 2 Tage zur alleinigen Verfügung stand. Mit dem Motorboot brausten wir auf dem Chobe davon. Herrlich wars, den frischen, kühlen Wind im Gesicht, links und rechts an den grünen baumbestandenen Ufern vorbei zu flitzen.

Bei der namibischen Impalila Insel angekommen, mußten wir mittags in der Gluthitze einen steilen, steinigen und ungepflegten Weg zum namibischen Grenzposten hinaufpilgern. Im Wasser am Bootssteg schwammen hunderte Coca Cola – und andere leere Konservendosen, ‘zig Plastiktüten und sonstiger Unrat herum, sehr zu unserem Mißfallen – wir schämten uns für Namibia ! Was für einen Eindruck müssen Touristen bekommen, die hier von Botswana kommend das erstemal in Namibia einreisen mit dem Ziel “Impalila Island Lodge” – immerhin eine Lodge der gehobenen Klasse !!!

Endlich brausten wir weiter den Chobe entlang und in Schlangenlinien den Kasai-Kanal hinauf bis in den mächtigen Zambezi zur “Ntwala Island Lodge”. Von der Anlegestelle führte eine sehr schöne, hölzerne, lange, schwankende Brücke auf schwimmenden Fässern zwischen hohem Schilf, Palmen und vielen anderen einheimischen Bäumen bis zur Insel. Dort empfing uns Natascha sehr herzlich mit einem kühlen Trunk. Mit einem feuchten Frotteetuch konnten wir uns erfrischen. Nun führte sie uns zu unserem Bungalow und wir kamen aus dem Staunen nicht heraus:

Vom riesigen Himmelbett aus – im großen Bogen umrahmt von einem feinen Moskitonetz – fällt der Blick durch die breiten Schiebetüren auf ein saftig-grünes Panorama aus Bäumen, Büschen und Schilf bis zu den rauschenden Mambova Stromschnellen im Zambezi. Außerhalb des sehr geräumigen Schlafraumes und des riesigen Badezimmers führt ein breiter Holzbalkon zu einem großen “Plungepool” unter überhängenden Bäumen, direkt neben unserem Schlafzimmer. Auf der anderen Seite führt der Balkon schräg abfallend zu einer hübschen Außendusche und senkt sich schließlich zu einer kleinen Plattform, auf der eine gemütliche, weichgepolsterte Bank, genannt “Sala” (Marokkanisches Meditationsbett) steht. Hier kann man wirklich still und beschaulich unter schattigen Bäumen sitzen und dem dahinfließenden Zambezi direkt unterhalb der Plattform zusehen. Eine Idylle! In unserem Badezimmer, das fast die Ausmaße eines Tanzsaales hat, ist außer einer offenen Duschecke und 2 lustigen großen “Mokoro” (Einbaum-boot) –Waschschüsseln vor einer Spiegelwand noch eine riesige zementierte runde Badewanne, die mehr an ein Schwimmbecken erinnert. Alle Lampen werden von sehr geschmackvollen und hübschen schmiedeeisernen Palmblättern eingerahmt. Die Räume sind einfach ein ästhetischer Genuß! Rings herum sind fast ausschließlich große Fenster und man sieht auf der einen Seite entweder in einen grünen Dschungel oder schaut auf der anderen Seite weit über Farne und Riet auf den mächtigen Fluß hinunter. Einfach himmlisch! Natürlich hatten wir auch einen Eisschrank voller Getränke, eine Schale gefüllt mit Obst, eine Kaffeemaschine und alles Nötige dazu in einer hübschen kleinen Truhe. Auf einem Schreibtisch entdeckten wir eine schöne Begrüßungskarte mit den folgenden Worten : “ Dear Freddie and Renate ! Discover The One Island in Africa where four countries meet. Welcome to Ntwala Island Lodge ! Ntwala – The undiscovered island, where no man has been before. Ancient beliefs are that once you have stepped foot on this island you will be blessed for years to come . . . So let the beauty of this island do it’s magic and be amazed by it’s powers. We trust you will enjoy your stay with us and take unforgettable memoriers back home. from Dietrich, Natascha and all at Ntwala.” Wir waren ganz gerührt über diesen lieben Willkommensgruß.

Nach einem erholsamen Mittagesschläfchen erwartete uns wieder unser guter Victor zu einem Sundowner-Cruise und brauste mit uns den Zambezi hinauf, an vielen Hütten am Ufer vorbei, die zum Teil schon verlassen waren und wo andererseits aber noch fröhliches Treiben von Hühnern, Ziegen und Kinderscharen herrschte, obwohl der Wasserspiegel schon fast die Hütten erreicht hatte. Wir beobachten unzählige Vögel, sogar die wunderschönen farbenprächtigen Scharlach- spinte (Carmine Bee-Eaters), obwohl ihre Schlupflöcher am lehmigen Flußufer schon unter Wasser lagen. Zu Hause angelangt, tauchten wir in unseren herrlich kühlen Plungepool und streckten uns genüßlich auf unseren gemütlichen Liegen aus, bis es Zeit zum Abendessen war. Außer uns waren noch 6 andere Gäste anwesend – somit war die Luxuslodge maximal gefüllt. Das ferne Rauschen der Mambova Fälle (Rapids) begleitete uns in unsere Träume. Wir meinten im Paradies zu sein!

Am nächsten Morgen hatten wir mit Victor einen Game-Cruise verabredet. So rasten wir wieder in großen Schleifen durch den kurvenreichen Kasai Kanal, vorbei an Fischern in ihren Mokoros, die ihre Netze zwischen dem Riet verankerten, bis wir wieder den Chobe erreichten, der, zu dieser Jahreszeit gezwungen durch den hohen Wasserstand des Zambezi, “rückwärts” floß – ein Phänomen, das wohl nur beim Chobe vorkommt. Wir fuhren an vielen Luxus - Lodges vorbei, die an der Botswana- sowie der Namibischen Seite des Chobe zu sehen waren. Dann umrundeten wir die umstrittene Kasikili Insel auf der nun stolz eine Botswanische Fahne einsam und allein auf weiter Flur flattert.

Kasikili (der Namibische Name) oder Sedudu Island (der Botswana Name) ist eine kleine Insel im Chobefluß, nur 3,5 km² groß, (17°49’S 25°8’E) an der Grenze zwischen Namibia und Botswana in der Nähe von Kasane. Beide Länder beanspruchten Nutzungs- und Besitzrecht dieser Insel. Nach einem längeren Rechtsstreit zwischen den beiden Ländern entschied der Internationale

Gerichtshof in Den Haag 1999 zugunsten von Botswana. Zu diesem Beschluss wurden die folgenden Faktoren in Betracht gezogen : Die Tiefe und Breite der Kanäle um die Insel, das Fließvolumen des Wassers, das Flußbettprofil und die Schiffbarkeit der Kanäle zu verschiedenen Jahreszeiten. Unter Berücksichtigung aller Faktoren beschloß der Gerichtshof (International Court of Justice ), daß „der nördliche Kanal “ um die Insel, der Hauptkanal ist und die Grenze zwischen Namibia und Botswana darstellt. Somit fällt die Insel in das Botswana - Hoheitsgebiet. Die Tatsache, daß die Masubia aus dem Caprivi jahrzehntelang die Insel für landwirtschaftliche Zwecke nutzten - mit vollem Wissen Botswanas - ließ das Gericht nicht gelten. Das Gericht verfügte weiterhin, daß beide Länder beide Wasserwege um die Insel ungehindert benutzen dürfen. Seitdem weht die blau-weiß-schwarze Flagge Botswanas einsam auf der kleinen Insel – wenn sie nicht überflutet ist !

Wir sahen unzählige Elefanten in kleinen oder großen Familienverbänden aus dem Chobe National Park an den Fluß hinunterkommen. Sie plantschten und tauchten ins kühle Naß, daß es eine Freude war, sie zu beobachten. Ferner sahen wir Unmengen von Hippos, Krokodilen, Moorantilopen (Lechwes), Impalas, Pavianen und natürlich unzählige seltene und interessante Vögel.

Einmal beobachteten wir einen sehr großen Elefantenbullen im Wasser und glitten mit unserem Motorboot mit abgestelltem Motor gefährlich nahe an den Koloß heran. Als dann der Motor nicht anspringen wollte, griff Victor geistesgegenwärtig zu einer langen Stange um damit unser Boot schnell wieder außer Reichweite zu staken. Die Hitze machte besonders Renate zu schaffen, die sich dann zur Abkühlung einfach von Kopf bis Fuß mit Chobewasser übergoss. Ein Sonnendach wäre bei jedem Boot unbedingt angebracht. Sobald sich das Motorboot jedoch wieder in Bewegung setzte, war es ein Vergnügen auf dem glitzernden Fluß dahinzusausen.

Nachmittags besuchten wir kurz die “Impalila Lodge”, wo wir ursprünglich eingebucht waren. Abgesehen von einem wunderschönen mächtigen Baobab direkt vor der Lodge, fanden unsere verwöhnten Augen nichts, was uns gereizt hätte, eher hier als in den Schwesternlodges “Susuwe Island Lodge” oder “Ntwala Island Lodge” unterzukommen. Beglückt und sehr zufrieden mit unserem “Schicksal” kurvten wir wieder den Zambezi stromaufwärts und besuchten einige Hütten, wo die Einheimischen noch keinerlei Anstalten machten, ihr Anwesen zu verlassen, obwohl das Wasser gefährlich nahe an den Hütten gluckerte. Andere Hütten wiederum standen leer und verlassen am Ufer, während das Wasser schon durch die vorderste Behausung hindurchfloß. Der Wasserstand des Zambezi war ja bereits sehr gestiegen (“Seasonal Flooding”) – 2,80m höher als die Normalmarke um diese Jahreszeit – der höchste Wasserstand seit 1968, wie wir später erfuhren.

Die Sonne verschwand blutrot am Horizont und goß ihre Strahlen wie Bündel goldenen Lichtes übers Wasser und den Himmel aus. Mit unserem Sundowner in der Hand genossen wir von Herzen dieses wunderbare Schauspiel, während die heimkehrenden Enten und Kormorane in langen Zügen über uns hinwegflogen.

Nach dem erfrischenden Bad in unserem Plungepool, rutschte Friedhelm – nass von draussen kommend – in der Dusche aus und verletzte sich an der Schläfe und am Knie. Mit einigen Pflastern konnten wir die starke Blutung stoppen und dann genossen wir unser letztes Abendessen auf der Terrasse beim Rauschen des Zambezi, dem leisen Schwirren der Fledermäuse und dem Blinken der Leuchtkäferchen im Gebüsch.

Unser treuer Victor fuhr uns am nächsten Morgen mitsamt unserem Gepäck zur “Chobe Marina Lodge”, die wir uns ansehen wollten, da Friedhelm sich dort mit einige Touristen im Oktober eingebucht hatte. Wir konnten die Buchung zu unserer Befriedigung ein wenig umändern, und los ging es wieder den Chobe entlang bis zur “Chobe Savannah Lodge”, die auf einer Landzunge gelegen, einen herrlichen Blick über ein weites, freies Gelände bis hin zum Flußbett und dem dahinterliegenden botswanischen Ufer bietet. Hier können die Gäste beobachten, wie die Elefanten den Fluß schwimmend überqueren, um auf dem offenen Stück Land vor der Lodge friedlich zu grasen. Victor erzählte uns, daß die Lodge auf dem Boden seiner Familie steht und die Eigentümer der Lodge ein Abkommen zur Nutzung des Grund und Bodens mit ihnen abgeschlossen haben. Er selbst sei der “Induna” (Oberste oder Häuptling) seines Clans. Wir hätten gar zu gern gesehen, unter welchen Verhältnissen Victor in seinem Dorf lebt. Das war leider zeitlich nicht möglich und so nahmen wir in Kasane Abschied von einander. Nach den Formalitäten bei den beiden Grenzposten Impalila Island und Kasane, wartete schon wieder ein Fahrzeug, das uns zum Flugplatz brachte. Hier führte uns Craigh zu seiner kleinen Cessna und nach einer Flugstunde über Buschgelände mit unzähligen kleinen Wasserstellen an denen sogar aus unserer Höhe einige Elefanten zu sehen waren, landeten wir auf dem Flugplatz vom “Kwara Camp”.

Kwara Camp ( eins der “Kwando Safaris Botswana Camps” ) liegt in dem entlegenen nördlichen Teil des Okavango Deltas in dem privaten Kwara Konzessionsgebiet und wurde am Rand der riesigen permanenten Wasserflächen des Deltas einerseits, und einem weiten “Buschveld“ mit gutem Baumbestand andererseits aufgebaut. Es ist ein herrliches “Wilderness – Gebiet” ca. 1700 km² groß, ohne jegliche Zäune, angrenzend an das Moremi Wildreservat. Das Kwara Konzessionsgebiet ist geradezu ein Vogel - und Wildparadies ! Große Elefanten- und Büffel- herden, Moorantilopen (Lechwe), Sumpfantilopen (Sitatunga), Riedböcke, Buschböcke, Wasserböcke, Flusspferde, Krokodile, Rappen – und Pferdeantilopen, Gnus, Impalas, Halbmond- antilopen (Tsessebe), Löwen, Leopard, Geparden, Hyänen und die seltenen Wilden Hunde sind hier zu Haus. Das Delta ist ein einzigartiges glitzerndes “Wasser-Juwel” inmitten der Kalahari. Kwara bietet eine Vielfalt von “Lebensräumen”, angefangen mit kristallklaren Wasserflächen, riedumsäumten Lagunen und Kanälen, offenen Grasflächen, Mopanewäldern und palmen- bewachsenen Inseln. Acht Luxus-Safari-Zelte stehen auf einer erhöhten Plattform unter riesigen Schatten spendenden afrikanischen Ebenholzbäumen. Jedes Zelt hat seine eigene Aussichtsplatt- form, private en-suite Einrichtungen, wie warme und kalte Duschen, usw.

Wir wurden herzlich empfangen von unserem Fahrer und Guide “Matussi” und “Justice”, unserem Tracker (Fährtenleser). Im Camp angekommen, begrüßte uns ein fröhliches Empfangskomitee (alle winkten und riefen “How are you ? ”). Wir kamen gerade zur rechten Zeit zum “High Tee”. Vom Empfangsraum, dem Eßraum und der Bar aus fiel der Blick durch schattige Bäume hindurch auf einen riesigen See, worin viele schwarze Punkte, nämlich Hippos, auszumachen waren. Das ganze Camp mit seinen erhöhten Luxus Zelten in weiten Abständen, stand unter großen schattigen Bäumen verstreut. Nachdem wir uns durch das reichhaltige Angebot von Kuchen, Kaffee, Broten, Aufschnitt, Obst und Getränken hindurchgearbeitet hatten, ging es sofort auf einen Gamedrive bis Sonnunter und gleich anschließend kam der Nightdrive mit “spotlight”. Auf unserem offenen “Toyota Raider” saß noch ein junges französisches Mädel und es war zu nett zu beobachten, wie Matussi sich bemühte, sein beachtliches Französisch an den Mann, bzw. die Frau zu bringen. Der highlight unseres Gamedrives waren ca. 12 Wilde Hunde, die faul und wenig scheu an einer Wasserstelle herumlagen. Matussi war sehr mitteilsam und erzählte viel über Land, Leute und Tiere des Konzessionsgebietes, z.B. daß hier niemals gejagt wird. Auch unter tragischen Umständen, läßt man der Natur ihren Lauf. Die Tiere kennen die 5 einzigen Fahrzeuge, die sich in diesem Riesengebiet operieren dürfen und sind daher erstaunlich zahm und wenig scheu. Es laufen also Raubtiere und Hippos ungehindert durchs Camp und so ist es verboten, nachts allein das Zelt zu verlassen oder auf die kleine Verandah davor hinauszugehen. So sahen wir z.B. eine Hyäne in der Nähe unseres Zeltes, als wir spät abends nach dem Abendessen von unserem Guide begleitet, “ins Bett” gebracht wurden, und am nächsten morgen hörten wir, daß man sogar Leopardenspuren im Camp gefunden hatte.

Kurz vor Sonnunter, hielt Matussi auf einem freien Stück Land, baute einen Tisch auf und deckte eine Vielzahl leckerer Appetithäppchen in kleinen Schüsselchen auf. Da die drei Begleiter auch tüchtig mithielten, hatten wir bald reinen Tisch gemacht und tranken satt und zufrieden unsere verschiedenen Sundownergetränke, während der Busch um uns immer dunkler wurde. Nun schaltete Justice sein Spotlight an und weiter gings in die schwarze Nacht hinein. Elefanten und Impalas wurden garnicht mehr beachtet. Er suchte nur nach dem Aufleuchten von Augenpaaren im Licht seiner starken Lampe. Als Erstes entdeckte Justice im grellen Licht einen Streifenschakal (side-striped jackal), den wir in Namibia noch nie gesehen hatten. Kurz darauf gab er plötzlich wieder das Zeichen zum Anhalten und leuchtete in einen hohen Baum. Wir sahen etwas, das aussah wie eine große bunte Raupe, aber durchs Fernglas erkannten wir dann eine Reihe von 7-8 Zwergbienenfressern, die dicht an dicht auf einem Zweig saßen, alle mit dem Köpfchen zur gleichen Seite hin, sodaß ihr farbenfrohes Kleid wirklich aussah, wie eine dicke Raupe mit roten, gelben, grünen und blauen Längsstreifen. Wie hatte Justice das nur im Vorbeifahren so schnell in der Dunkelheit im Baum entdeckt? Wir konnten nur staunen.

Im Camp angekommen wurden wir von Justice zu unserem Zelt gebracht. Unser “Zelt” war zwar aus Zeltleinwand, kann aber eher als eine Luxuswohnung mit allem Komfort ausgestattet, beschrieben werden. Besonders amüsant fanden wir eine kleine Trillerpfeife, mit der wir – falls in Not – Hilfe herbeirufen konnten, da wir ja nachts bis zum frühen “wake-up call” um 5.30 Uhr in unseren 4 Wänden bleiben sollten. Nach kurzer Zeit wurden wir wieder von unsrem Tracker in der Dunkelheit zum Abendessen abgeholt. Eine fröhlich schwatzende Gesellschaft saß um einen großen Tisch herum oder bediente sich – zu unserer großen Verwunderung - selbständig mit Getränken aus der Bar, was also alles im Preis mit inbegriffen war. Das Küchenpersonal stand vor den vielen dampfenden Schüsseln auf der Anrichte bereit. Dann klopfte die Köchin an ein Glas und erklärte feierlich, was es heute zum Abendessen geben würde, was mit erfreuten Rufen begrüßt wurde. Heute durften die “ladies” zuerst zum “Essen fassen” antreten. Am nächsten Abend waren dann die Männer dran. Als unsere Fahrer und Tracker, die mit am Tisch saßen, bescheiden sitzen blieben und wir sie aufforderten, ihr Essen zu holen, erklärte uns Matussi, daß er nicht zu der Gattung “gentlemen” gehöre sondern zu den “scavengers”, nämlich zu den Hyänen, die zum Schluß nur noch die Knochen abnagten. Großes Gelächter! Wir sorgten dann aber dafür, daß er auch zu seinem Recht kam, wofür er uns mit interessanten Einzelheiten aus seinem Leben, seinem Studium und seiner Arbeit unterhielt. Wir waren beeindruckt von den gut ausgebildeten Guides und Trackers, die allesamt ein ausgesprochen gutes Englisch sprachen. Manche sind auch ehrgeizig genug, weiter zu studieren, um sich auf einem Spezialgebiet auszubilden.

Als Reisezeit hatten wir uns den Monat Februar ausgesucht, also in der Regenzeit – die sogenannte „Green Season“( die „Grüne Jahreszeit“). Es ist eine weniger allgemein bekannte Tatsache, daß der östliche, wasserreiche Caprivi und der Norden Botswanas in den Monaten – Anfang Dezember bis Ende März – nur etwa die Hälfte des Niederschlags an Regen erhält, wie zum Beispiel der Krüger National Park in der gleichen Zeit. Im Caprivi kommen in der Regel kurze heftige Gewitter vor, die meist nicht viel länger als eine Stunde andauern. Die Annahme, daß Wildbeobachtung wegen der üppigen Vegetation in dieser Zeit ungünstig ist, ist falsch. Da alle Bootsfahrten und Game Drives von je einem ausgezeichneten und erfahrenen eingeborenen Führer (guide) und einem Tracker begleitet werden, über deren scharfe Beobachtungsgabe –wie wir schon festgestellt hatten - man nur staunen kann, ist dies weiter kein Problem. Sattes Grün und zahlreiche Gewässer bestimmen das Landschaftsbild. Die üppige Vegetation und die vielen bunten Blumen sind eine Augenweide. Das konnten wir am folgenden Morgen, nach unserem “Wake up call” und einem hastigen Frühstück in der offenen Lapa unter den riesigen Bäumen, so richtig bewußt voll genießen. An den Flüssen und ihren unzähligen Seitenarmen lebt eine einzigartige Tier – und Pflanzenwelt. Ja, man kann wirklich sagen: der afrikanische Busch lebt und pulsiert. Besonders abenteuerlich an diesem morgendlichen Gamedrive war die Verfolgung eines Leoparden mit unserem Toyota- Raider durch den dichtesten Busch, sodaß wir uns fast unter unsere Sitzbänke vor den Dornenzweigen verkriechen mußten. Dann krachte der Raider wieder über riesige morsche Baumstämme hinweg wie ein Bulldozer, daß uns Angst und Bange wurde. Schließlich konnten wir kaum noch vorwärts oder rückwärts und gaben die Verfolgung auf. Der Leopard schien diese Art Verfolgungsjagd zu kennen und trabte seelenruhig immer geradeaus, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Wir merkten auch auf der Pirschfahrt immer, bevor ein gefährliches Raubtier gesichtet wurde, der Tracker, der links vorn neben der Kühlerhaube seinen Sitz hatte, plötzlich absprang und hinten auf unserer Sitzbank Platz nahm. Das gab uns jedesmal einen angenehm-gruseligen Adrenalinsturz. Matussi hatte uns das zu Anfang so erklärt, daß ein Raubtier das Auto mit Passagieren als eine große Einheit sieht. Wenn aber ein Gast sich aufrecht hinstellt, bzw. der Tracker vorn auf seinem Sitz allein thront, dann sieht er die einzelne Person und könnte versucht sein, anzugreifen.

Um 10 Uhr etwa waren wir wieder im Camp und es gab ein üppiges “Brunch”, so reichhaltig und lecker, daß man sich den Appetit eines Teenagers gewünscht hätte, um allem gerecht zu werden. Nun durften wir eine ausgiebige Mittagsruhe genießen bis zum “High Tee” um 16h00, was uns nur recht war, da die Nachtruhe nach dem späten Abendessen und dem frühen wake-up call doch recht kurz ausgefallen war.

Nachmittags entschieden wir uns für eine Bootsfahrt. Diesmal war das Boot ein “Doppeldecker”, sodaß immer mal 2 Personen nach oben klettern durften um einen Blick über die dichtbestandenen Ufer auf das grüne Land ringsum zu werfen. Das Boot kurvte durch die enge Fahrrinne des Moremi Deltas und scheuchte eine Unzahl von Vögeln auf. Als die Sonne in herrlichen Rotschattierungen unterging, lagen wir auf einem riesigen offenen See und genossen unseren Sundowner. Auf einem dichten Gestrüpp am Ufer sahen wir große Nester mit Jungvögeln, zu denen nun im Abendlicht scharenweise Heilige Ibisse, Marabus und Schlangenhalsvögel angeflogen kamen und dort unter lautem Willkommesgekrächze aufbaumten. In der Dunkelheit wurde ein großes Spotlight am Bug des Bootes angeschaltet, mit dessen Hilfe wir uns nun in rasantem Tempo den Deltakanal zurück hindurchschlängelten. Auf dem Heimweg von der Bootsanlegestelle entdeckte Justice das Aufleuchten der Augen einer nur im Caprivi und weiter östlich beheimateten Großflecken-Ginsterkatze (Large-spotted genet), die auf einem Baumstumpf saß und ihr Abendbrot verzehrte. Wir bewunderten vor allem ihren schönen langen quergestreiften Schwanz. Abends saßen wir noch lange am Feuer unter dem leuchtenden Sternenhimmel und unterhielten uns mit einer netten deutschen Familie, während unsere jeweiligen Tracker geduldig darauf warteten, uns sicher in unser Zelt zu geleiten.

Nach dem frühen “wake-up call” und einem schnellem Frühstück ging es wieder auf Pirschfahrt. Wo wir am vorigen Tag doch sehr unter der Hitze gelitten hatten, freuten wir uns nun an der dichten Wolkendecke und bekamen sogar einen kurzen Regenschauer ab. Dann hatten wir das Glück eine Gepardin mit ihren drei Jungen zu entdecken. Die Jungtiere tollten ohne Scheu um die Mutter herum. Einem alten Elefanten durften wir mit dem Raider sogar recht nahe kommen, sodaß wir ihn von jeder Seite fotographieren konnten. Matussi holperte uns zuliebe noch über eine der urigen Holzbrücken, die aus quergelegten, ungefügen Baumästen bestehen, und die in der Regenzeit als einziger Weg über die morastigen Schlote führen.

Leider hieß es nach dem Brunch Abschied nehmen, und mit dem nächsten Piloten, Chris, flogen wir nun zum “Kwando Lagoon Camp”. Auch dort wurden wir wieder fröhlich empfangen von unserem neuen Guide “Musso” und dem Tracker “L.T.” (“Love to Travel”, wie er spaßeshalber erklärte). Auch dieses Camp stand unter hohen dichten Bäumen, aber diesmal mit Blick auf den Kwando. Nach dem Mittagsschläfchen hörten wir uns einen Vortrag von Musso an, der dann auch gleich alle anfallenden Fragen beantwortete. Wieder genossen wir den üppigen “High Tee” und los gings mit Musso und LT auf unsere Pirschfahrt. Wir konnten uns nicht satt sehen an der saftig grünen Landschaft, freuten uns über das kühle, bewölkte Wetter und bekamen Elefanten, Hippos, und Wilde Hunde zu Gesicht. Als wir einmal um eine Kurve kamen, stürzte uns ein Elefant schrill trompetend entgegen. Uns gefror das Blut in den Adern. Unser Fahrer bremste und er und der Tracker saßen ganz still und ruhig auf ihren Plätzen. Da beruhigte sich Mama Elefant, deren Junges ganz in unserer Nähe gestanden hatte, aber bei unserem Erscheinen schnell bei Muttern Schutz suchte. Wir konnten öfter feststellen, daß die Tiere sehr vertraut waren mit den offenen Wagen des Camps und wußten, daß von ihnen keine Gefahr ausging. Für uns war es jedoch recht aufregend, wenn wir von unserem exponierten Sitz aus den riesigen Dickhäutern so nahe kamen.

Da wir bisher noch keine Löwen gesehen hatten, bemühte sich Musso besonders, welche aufzuspüren, indem er kreuz und quer durch den Busch fuhr, sodaß wir ganz schön durchgerüttelt wurden und oft befürchteten, in der wasserreichen Gegend im Matsch zu versinken. Am “Hippo Pool” wurde dann gegen Sonnunter wieder unser Tischchen aufgebaut mit den vielen leckeren Häppchen und Getränken, während sich ein wundervolles Farbenspiel in den abendlichen Wolken vor unseren Augen entfaltete. Auf dem Rückweg in der Dunkelheit entdeckte L.T. mit seinem spotlight im Vorbeifahren ein Chamäleon in einem Busch. Wir waren sprachlos und fragten ihn etwas mistrauisch, ob er es dort vor der Fahrt in den Busch gesetzt hätte? Als Friedhelm aber das Tierchen am Genick faßte, suchte L.T. fluchtartig das Weite, da er, als echtes Kind Schwarz-Afrikas, eine panische Angst vor Chamäleons hat. Danach entdeckte er noch eine Kleinflecken – Ginsterkatze (Small-spotted genet) in ziemlicher Entfernung vom Wagen und wir mußten zugeben, daß unser Tracker “eagle-eyes” hat, wie Musso uns bei der Begrüßung stolz erklärt hatte.

Am nächsten morgen hatten wir uns für eine Bootsfahrt auf dem Kwando entschieden und tuckerten ganz allein mit Musso und L.T. auf einem großen Doppeldeckerboot davon. Es war eine ruhige und besinnliche Fahrt flußaufwärts und wir konnten uns schon im Herzen von diesem schönen Land verabschieden. Als wir an einem ehemaligen Südafrikanischen Grenzposten vorbeiglitten, sahen wir voller Staunen ein getarntes Boot mit riesigem Propellermotor am Heck. Wie Musso uns erklärte, kann die Polizei hiermit Wilderer auch durch dichtes Riet und Wasserschlingpflanzen verfolgen, weil es über alle Hindernisse im Wasser sozusagen hinwegfliegt. Wir sahen wieder viele bekannte und auch seltene Vögel und hatten unseren Spaß daran, Hippos zu verfolgen, die wir durch das klare Wasser beobachten konnten, wie sie unter dem schweren Boot auf dem Grund entlanghasteten um sich zwischen dem Riet in Sicherheit zu bringen. Plötzlich kam L.T. mit einer wunderschönen Kette aufs obere Deck, wo wir wie die Könige mit unserem obligatorischen Drink in der Hand thronten, und überreichte sie feierlich Renate zum Abschied. Er hatte sie geschickt aus dem Stiel einer Seerose gebastelt, sodaß die schneeweiße Blüte vorn als Schmuck auf der Brust hing. Renate trug sie dann stolz und gerührt den ganzen Tag über, und konnte sie abends sogar noch der Familie in Windhoek vorzeigen.

Nach der schönen Bootsfahrt und einem gemütlichen Brunch, hieß er wieder mal Abschied nehmen. Wir flogen von Kwando Lagoon Camp nun mit einer größeren Cessna Caravan. Die zwei weiblichen Piloten meisterten die brenzlige Situation mit Bravour, als beim Start eine Herde Impalas über die Flugschneise rannten. Sie konnten das Flugzeug rechtzeitig bremsen, wendeten und kehrten lachend zum Ausgangspunkt zurück. Während uns noch die Haare zu Berge standen vor Schreck, starteten sie erneut und diesmal konnten wir unbeschadet abheben und in Richtung Kasane fliegen. Wir fragten uns – warum zieht man um den Landestreifen keinen Zaun? In der Nähe des Zambezi konnte man aus der Höhe sehr gut das ganze Ausmaß der Überflutung des östlichen Caprivi beobachten. So weit das Auge reicht, nur Wasser! Ein beängstigender Anblick!

In Kasane stand schon ein offener Geländewagen bereit und fuhr uns die 30 km nach Kazangula. Der freundliche Fahrer schleuste uns sofort durch das Passkontrollamt und übergab uns dem nächsten Fahrer der schon auf der Zimbabwischen Seite wartete. Es war wieder ein Kombibus von “Wild Horizons”, der uns nun die 70km zum Flughafen von Victoria Falls fuhr. Wir waren erneut beeindruckt von der fantastischen Organisation der “5 Rivers Safari Lodges”, wo sich ein Rädchen reibungslos ins andere fügte. Von Vic. Falls flogen wir diesmal als einzige Passagiere bis nach Maun, wo dann doch noch einige Passagiere dazustiegen. Riesige Cumuluswolkentürme schwebten neben unserem Flugzeug wie dicke Atompilze und wir konnten nur hoffen, daß sie den Weg nach Namibia finden würden, um dort unserem Land den ersehnten Regen zu bringen.

So ging eine wundervolle Woche zu Ende, die wir bestimmt niemals vergessen werden. Wir möchten hier nochmals “5 Rivers Safaris” unseren herzlichsten Dank und ein großes Lob für die tolle Organisation aussprechen.

Freddie von Ludwiger

ADVENTURE 4 X 4 TOURS

Registered NTB Operator No. TSO 14

P.O.Box 2851

Walvis Bay / NAMIBIA

Tel. / Fax: 064- 20 2734

Cell: 081 248 4674

www.ludwiger.com/friedhelm