Rundbrief Nov16 Mar17

Wir sind tatsächlich schon im November 2016 angelangt (und inzwischen ist es März 2017...). Unser Ältester, Andriko (18) hat seinen Führerschein in der Hand und am 31. Oktober seine letzte Matrikprüfung geschrieben und somit seine Schullaufbahn abgeschlossen.

Andriko und Danilo haben wir Anfang 2015 vom St George’s College ins Windhoek Gymnasium umgeschult. Beide haben den Wechsel gut gemeistert. Andriko hat plötzlich ein Hochsprungtalent entdeckt und kam 2015 ganz überraschend in die Namibische Nationalmannschaft.

Andriko musste 2014 nach seinem Erfolg mit dem Inline Hockey (siehe Rundbrief Juni 2014) wegen anhaltender Kniebeschwerden das Inline Hockey aufgeben. Er hat angefangen Beach Volleyball zu spielen und macht sich unter der super Anleitung seinen Trainers, James Verrinder, auch erstaunlich gut. James ist übrigens mit Hellmuts Kusine, Dorle (geb. Schreiber), verheiratet. Am Ende der 2016 Beach Volleyball Saison hatte Andriko nach Punkten den dritten Platz unter den Männern und nahm dann für Namibia an den Clubmeisterschaften gegen Mannschaften aus Südafrika, Simbabwe und Botswana teil.

Beide unsere Jungs pflegen ein recht reges soziales Leben. Sie haben viele Freunde, treffen sich oft und unternehmen gern etwas gemeinsam mit anderen. Das bedauert ihre jüngere Schwester sehr, denn die geliebten, fröhlich-gemeinsamen Familienzeiten werden immer mehr eine Seltenheit.

Um uns die Fahrerei zu ersparen und um den Kindern Sport und Soziale Aktivitäten in Windhoek zu ermöglichen, haben wir ab Ende 2014 eine Wohnung im Stadtteil Olympia gemietet. Das hat Vorteile wie auch den Nachteil, dass die Buben grad am Wochenende dort übernachten, um auch ja nichts Soziales zu verpassen.

Noch eine riesen Erleichterung für Birgits Taxifahren der Kinder nachmittags brachte ein kleines zweiter Hand Motorrad womit Andriko dann selbständig zu all seinem Sporttraining und zum Gitarren- und Gesangsunterricht fahren konnte. Danilo, im Gegensatz zu Andriko möchte lieber nicht Motorrad fahren. Die Entscheidung mit dem Motorrad war keine Leichte, da wir nur all zu gut wissen, wie unvorsichtig und unverantwortlich viele Leute hierzulande fahren. Ein Motorradfahrer ist einfach so ungeschützt und den Gefahren unvorsichtigen Autofahrens doch sehr ausgesetzt. Hellmuts jüngster Bruder Georg ist 1994 durch einen betrunkenen Autofahrer auf dem Motorrad ums Leben gekommen.

Andriko ist 2017 an die Universität Pretoria in Südafrika gegangen. Ende Januar fing er mit dem Ingenieursstudium an. Zwei Wochen später ist er auf Investment Management umgestiegen. Andriko hat leider viel Negatives im Studentenheim (Boekenhout) miterlebt. Er ist jetzt dort raus und wohnt in einem Privat-Heim, CampusKey. Es geht ihm dort richtig gut. Außerdem studiert Andrikos Freundin, Nicole Mittendorf, auch in Pretoria an der Uni, Audiologie. Somit haben die beiden Namibier einander auch dort, so weit weg von zu Hause.Tina Basson, Andrikos Kusine ist seit 2016 in Stellenbosch und studiert Conservation Ecology. Rudi Basson (ihr Bruder) hat für 2017 an der Uni Pretoria einen Studienplatz – Maschinenbau-Ingenieur.

Roman von Ludwiger, der Cousin auf der Ludwiger Seite studiert auch Maschinenbau, aber in Dresden, wo er im Oktober 2016 angefangen hat.

Wie erwähnt hatte Andriko weiterhin Gitarrenunterricht, was ihm viel Spaß machte. Jetzt wollte er bei seinem Gitarrenspiel mitsingen und hat Gesangsunterricht genommen. Was für einen Unterschied das gemacht hat! Im April 2016 haben Andriko und Hellmut mit dem Chor Cantare Audire ein Konzert gegeben, das letzte mit Ernst van Biljon, ein sehr schönes Erlebnis.

Ende 2014 haben wir Melanies Bat Barakah (Segnungsfeier) veranstaltet. Dieses war Melanie ein Bedürfnis, und wir haben es gern gemacht, da sie ja Teil unserer Familie ist. Melanie hat Anfang 2016 mit einem 4-jährigen Studium an der Uni Namibia (UNAM) auf Lehramt begonnen. Es beansprucht sie sehr, sie ist fleißig am Lernen, wir sind stolz auf sie. Sie hat alle Fächer des ersten Jahres bestanden. Während der Woche wohnt Melanie im Studentenwohnheim und am Wochenende bei uns im Außenzimmer auf Finkenstein. Sie hat auch ihren Führerschein vor etwa 2 Jahren gemacht. Wir halfen ihr sich einen 2. Hand VW Beetle anzuschaffen, und somit ist auch sie unabhängig. Melanie wurde im November 27 Jahre alt.

Im Mai 2015 waren wir 10 Tage als Familie auf Mauritius. Hellmut und die Kinder haben es sehr genossen: das herrliche Essen, all die Wassersport Aktivitäten, das Volleyball spielen, usw. Eines der Höhepunkte war das Schwimmen mit wilden (d.h. ungezähmten) Delfinen im Ozean. Obwohl es Winter auf Mauritius sein sollte, herrschten immer noch sommerliche Temperaturen, die Birgit zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit sehr zu schaffen machten. Birgit verbrachte viel Zeit im klimatisierten Hotelzimmer mit Schlafen und Lesen. Im Dezember 2015 / Januar 2016 waren wir in der Schweiz bei unseren Freunden, Familie Eggimann zu Besuch. Wir durften bei ihnen Weihnachten verbringen und wurden generell so lieb versorgt und regelrecht verwöhnt. Herrlich! Unser Ziel mit diesem Besuch war ein gemeinsamer Skiurlaub. Ludwigers brauchten erfahrene

Skifahrer um Skifahren zu lernen. Da es nach Weihnachten immer noch nicht viel geschneit hatte mussten viele Skiorte künstlich beschneit werden. Birgit wollte von Anfang an nicht Ski fahren sondern lieber ‚sicher’ bleiben und dann eher ausgiebig Spazierengehen. Tabitha hat am ersten Tag fleißig von Nils gelernt und auch gute Fortschritte gemacht, aber wollte dann doch nicht weitermachen. Hellmut hat sich leider schon am Ende des 1. Tags auf dem (teilweise vereisten) „Idiotenhügel“ (für Anfänger) das Knie verletzt. Somit war für ihn das Skifahren gelaufen. Für Andriko und Danilo, Inline-Hockeyspieler, war das Skifahren relativ bald einigermaßen gelernt. Sie hatten eine Menge Spaß. Danilo (16) ist nach wie vor sehr kontaktfreudig. Er hat viele gute Freunde und einen riesigen Bekanntenkreis. Schule ist ok, weil dort (1.) Freunde und Bekannte sind und (2.) weil er akademisch recht stark ist. Dann kommt noch etwas Ehrgeiz dazu und er rangelt sich ganz schnell unter die Klassenbesten. Für die Zukunft interessieren ihn das Medizinstudium und medizinische Forschung. Er zeigt schon länger ein reges Interesse an Wirkungen von Medikamenten, Behandlung von Krankheiten und wie der Körper funktioniert. Mal sehen wie es in 2 Jahren ausschaut.

Im Juni 2015 waren Hellmut und Danilo in Los Angeles: Danilo durfte bei den Namib Sidewinders mitspielen, einer Swakopmunder Initiative, die schon öfters bei den NARCh (North American Rollerhockey Championships) teilgenommen hatten. Für beide war es das erste Mal in den USA, unvergesslich. Danilos Traum ging in diesem Jahr in Erfüllung: er wurde in die nationale Inline Hockey Mannschaft für 2016 gewählt und hat im Juni 2016 Namibia bei der Weltmeisterschaft in Italien vertreten, welch ein Vorrecht! Inzwischen wurde er auch in die 2017 Nationalmannschaft aufgenommen. Diesmal geht es zur Weltmeisterschaft nach Nanjing in China.

Leider haben Danilo und Tabitha erst mal mit dem Klavierspiel aufgehört. Mal sehen ob sie sich irgendwann wieder dazu aufraffen. Die Eltern hatten den Eindruck, dass Zwang in diesem Fall nichts Gutes gebracht hätte.

Tabitha (14) liebt und lebt für das Reiten. Mit dem Ballett musste sie leider und schweren Herzens aufhören, da ihre Hypermobilität zunehmends Schwierigkeiten und Schmerzen im Betreiben dieses Sportes verursachten.

2015 war für Tabitha ein Jahr der Verluste. Ihre geliebte Lehrerin Melanie Campbell hat im April aufgehört zu unterrichten. Es war für die Kinder, Eltern und Kollegen unverständlich und sehr schmerzhaft.

Tabitha musste sich von Shira, „ihrer“ Stute trennen: Shira kam nachdem ihr Fohlen abgesetzt wurde in einer so klapprigen, mageren Kondition zurück, dass sie zum Reiten unfähig war.

Und dann musste sie ihren Traum, mal auf ‚Points’ im Ballett tanzen zu dürfen, auch aufgeben.

Es war unser gemeinsames Gebetsanliegen, fast jeden Abend, dass Gott uns doch für Tabitha das richtige Pferd finden lassen möge und, dass Gott ihr für 2016 zum Anfang in der neuen Schule, Windhoek Gymnasium, doch eine liebe Freundin schenken würde. Tabitha hat 2015 als Schulsprecherin gut abgeschlossen und Gott ist in großer Treue auf ihre Bitten eingegangen: Am 1. Schultag kam schon bald ein freundliches Mädchen auf Tabitha zu: „Hallo du! Ich heiße Ami (Annemarie). Willst du nicht hier zu uns kommen und bei uns stehen? Du siehst etwas verloren aus!“ Tabitha folgte der Einladung. „Uns“ stellte sich heraus war Amis identische Zwillingschwester, Nadine. Nicht nur eine Freundin, sondern gleich zwei von derselben Sorte! Ein doppelter Segen. Ami und Nadine kommen aus einer 6-köpfigen, heilen, christlichen Familie.

Das war noch nicht alles. Wir durften ein wunderbares Pferd, mit Namen „Spirit of Change“ kennenlernen und dann sogar kaufen. Spirit ist ein 10-jahriger Wallach aus einer Warmblut Zucht in der Nähe von Windhoek. Spirits größten Stärken sind seine Zuverlässigkeit und dass er nie unberechenbar reagiert. Tabitha hat im November 2015 an ihrem 1. Spring- und Dressur Turnier mit Spirit teilgenommen und sogar ein Springen gewonnen. Die beiden sind ein schönes Team. Tabitha sagte vor einer Weile mal: ‚Mutti, ich glaube Spirit weiß inzwischen mehr über mich als du! Und vor ein paar Tagen hieß es: ‚Mutti, ich muss dir etwas beichten, ich bin „addicted“ & „obsessed“!“ Addicted to and obsessed with Spirit. Hellmut war sechs Jahre gewählter Vertreter der Finkenstein Einwohner auf dem ‚board of trustees’ und hat sich schon vor der Jahreshauptversammlung im November nicht zur erneuten Wahl zur Verfügung gestellt. Das vergangene Jahr war ziemlich anstrengend, und er meinte, er hat seinen Teil getan, jetzt ist mal jemand anderes dran.

Bei der Arbeit gab es auch immer wieder was ‚interessantes’ zu meistern, und mit drei Kindern an der Oberstufe kamen wir nicht genug zur Ruhe.

Bank Windhoek Holdings wurde umgetauft auf „Capricorn Group“, und mit dem Ankauf der Capricorn Banken in Botswana und Sambia ist die Gruppenstruktur jetzt stromlinienförmiger. Birgit, obwohl zu Hause, bleibt beschäftigt und auf Trapp. Wir dachten damals immer, die Kleinkindphase ist voll und anstrengend. Heute wissen wir, dass Teenager doch noch einiges mehr an „Schwung“ in das Familienleben hineinbringen. Wie schaffen Eltern das nur wenn beide vollzeitig auswärts arbeiten müssen?

Für Birgit bleibt der Alltag im Angesicht ihrer geschrumpften Kapazität seit dem Burnout 2010 eine Herausforderung. Sie kommt sehr schnell an ihre Grenzen und bleibt müde, obwohl sie abends zwischen 20:00 und 21:00 zu Bett geht. Birgit hat in den letzten 6-7 Jahren gezwungenermaßen gelernt ‚Nein’ zu sagen. Der Weg nach einem Burnout ist ein einsamer Weg, man wird einfach nicht verstanden. Birgit hat auch mit gesundheitlichen Herausforderungen verschiedenster Art zu leben. Sie hat oft Schmerzen. Trotzdem sind wir dankbar, dass es uns so gut gehen darf. Wir sind wirklich reich beschenkt! Birgit hat die Stute Nyoka zurück und versucht ein mal pro Woche mit ihr auszureiten. Der Kontakt zu Nyoka (und Tieren generell) tut ihr gut!

Birgit hat sich hier auf der Estate wo wir wohnen ehrenamtlich auf verschiedene Weisen eingesetzt: Ihre größten Projekte waren das Auslegen eines Wanderweges mit beschrifteten Flachklippen. Darauf sind Spuren von den bekanntesten wilden Tieren abgebildet. Bäume wurden identifiziert und ein paar weise Sprüche auf solchen Flachklippen begleiten den Spaziergänger auf diesem Weg. Leider bleicht die Sonne, der Wind und Regen das Geschriebene aus und wir wissen eigentlich nicht wie wir dieses wetterfest machen können. Birgit hat maßgeblich bei der Renovierung und Innenausstattung des Finkenstein Büros beigetragen. Es gehen unzählbar viele Stunden in solche Projekte. Birgit macht sich oft Gedanken wie man hier auf der Estate alles optimieren und vor allem verschönern kann. Ihre Idee war auch ein Sportfeld mit Klettergerüst, Picknickplätzen und Volleyballfeld für die Einwohner der Estate zu arrangieren. Hellmut war dann in seiner Position als FHA Trustee das Sprachrohr für alle diese Ideen. Birgit hat das Estate Logo ursprünglich entworfen (digitalisiert wurde es dann von jemand anders) und Aufkleber machen lassen, usw. Wir wohnen herrlich hier auf Finkenstein Estate: „A caring community enjoying quality of life in a tranquil nature estate.”

Im Dezember haben wir mal ausgiebig in Swakopmund Urlaub gemacht, so wie es Namibianer gern tun. Man flüchtet von der Hitze im Inland in die Kühle der Küste. Wir haben 2015 ein älteres aber gut erhaltenes Haus in Swakopmund gekauft und etwas renovieren lassen. Das haben wir über die Weihnachtszeit in vollen Zügen genossen.

Im Mai 2016 waren wir auch schon mal in Swakopmund, und danach kurz in der Kalahari mit zwei Übernachtungen auf der Torgos Lodge kurz vor der Grenze. Ein schönes Familienerlebnis.

Unsere Herzen jubeln vor Dankbarkeit über den Regen, den wir bis jetzt empfangen haben. Die Trockenheit war schlimm... Vieh (Rinder, Schafe, Ziegen, etc.) und auch viel Wild starb, weil es nichts mehr zu fressen gab. Wir mussten alle Wasser sparen, durften nur eine gewisse Menge Wasser im Monat gebrauchen. Die Erleichterung ist groß!

Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen,

eure Hellmut & Birgit mit Andriko, Danilo, Tabitha und Melanie.

PS: Helmut und Christine durften am 19.9.16 ihr 5. Söhnchen in Empfang nehmen. Jeremie ist 3 Wochen früher geboren aber er ist wohl auf.

Finkenstein Estate