5riverssafari2008

5 Rivers Safari 23.-29.3.2008

Erstaunlich, aber wahr: Friedhelm hatte die “5 Rivers Safari Tour Competition” zum zweiten Mal gewonnen, nachdem er wieder 100 Fragen im Wesentlichen über den Caprivi und Botswana, die 8 Lodges und Camps, die zu der “5 Rivers Safari” Gruppe gehören – korrekt beantwortet hatte. Wir durften uns also wieder 5 verschiedene Lodges in Botswana, Zimbabwe und Zambia aussuchen, bzw. wir durften 6 Tage und 5 Nächte in den Lodges der 5 Rivers Gruppe zu einem sehr günstigen Tarif verbringen. Die Flüge und sonstigen Transfers zwischen den einzelnen Lodges oder Camps gingen aber auf unsere Kosten. Wir suchten uns also frohbewegt die 4 Unterkünfte aus, die wir noch nicht kannten. Dann schlossen wir Deception Valley aus, das relativ weit im Süden Botswanas liegt, da der Flug dorthin sehr teuer geworden wäre. So hatten wir “Xakanaxa Camp” in dem Moremi Naturschutzpark, Teil des Überflutungsgebiets des Okavango Deltas in Botswana, “Kwando Lagoon Camp” am Kwando, dem Grenzfluß zwischen Namibia und Botswana und schließlich “Songwe Village” in Zambia ausgesucht. Es dauerte eine geraume Weile bis die 5 Rivers Vertreterin und wir uns auf ein Datum für diese Unternehmung geeinigt hatten, denn dies mußte ja auch mit den jeweiligen Camps koordiniert werden.

Endlich war es soweit: Renate war nach Windhoek vorausgefahren, um wieder mal eine Woche bei ihrer Mutter im Altersheim zu verbringen, da sie zunehmend schwächer und hilfloser in der Pflegeabteilung vom “Schanzenort” wurde. Friedhelm kam per Flug nach Windhoek und dann brachte Friedhelms Bruder Klaus uns zum Hosea Kutako International Flughafen. Wir besaßen verbilligte stand-by Flugtickets von unserem Sohn, Reinhard, der in Kapstadt bei der Lufthansa arbeitet. Wir hatten aber sicherheitshalber auch reguläre Flugtickets gekauft, da man sonst keinen Platz auf dem Flieger hätte buchen können, und wir unsere Vereinbarung mit dem Botswana Transfer in Maun unbedingt pünktlich einhalten mußten. Friedhelm erkundigte sich nun am Schalter,ob wir unsere gebuchten Sitzplätze in letzter Minute noch stornieren dürften (wenn es sicher war, daß genug Sitzplätze auf dem Flieger zur Verfügung standen), und was wir von den nicht benutzten, regulären Flugtickets bei Rückgabe zurückerwarten könnten. Dann hatten wir wieder einmal großes Glück, denn ein Air Namibia Flug von Frankfurt nach Windhoek war ausgefallen und somit wurden alle die gebuchten Plätze auf dem Windhoek – Botswana Flug frei. Mit unseren stand-by Flugkarten schluepften wir also in letzter Minute in die International Departure-lounge und schon bald flogen wir ostwärts, hoch über einem grün-schimmernden Namibia dahin. Um uns türmten sich die schönsten Gewitterwolken und auf der Erde blinkte und blitzte es aus unzähligen Dämmen und Wasserläufen. Nun war der Streß vorbei! Langsam fiel die Spannung von uns ab und die Vorfreude auf ein neues Abenteuer nahm endlich von uns Besitz.

In Maun stand schon ein Bote mit Schild bereit, um uns in ein kleines Vier-Sitzer -Flugzeug “A2” zu dirigieren. Chris, unseren Piloten, kannten wir schon von den vorigen 5 Rivers Flügen. Während des 25 minütigen Fluges schauten wir fasziniert auf die vielen Wasserläufe und unzähligen kleinen Seen hinab, und hier und da entdeckten wir sogar Elefanten. Nach einer weichen Landung wurden wir herzlich von “Water” begrüßt, der uns gekonnt in seinem offenen Safariwagen durch tiefe Schlammlöcher und matschige Umgehungsstraßen zum Xakanaxa Camp fuhr.

Auch in Botswana hatte es in diesem Jahr gut geregnet und so floss der Okavango in tausend Rinnsalen durch das gesamte Delta. Vera hieß uns mit einem erfrischendem Getränk willkommen und klärte uns auf dem Wege zu unserem Luxus – Zelt, das unter hohen schattigen Marulabäumen stand, über alle Vorschriften des Camps auf. Diese kannten wir ja schon von unserer vorigen 5 Rivers Tour im vergangenen Jahr. Wir hatten das auf höherer Platform errichtete Luxuszelt “Leopard” und so begrüßte uns ein hübscher, bronzener Leopard vor den Treppen zu unserer Verandah. Über dem Doppelzeltdach sprühte zur Kühlung eine perforierte Wasserleitung, sodaß ständig Rinnsale übers ganze Dach herunterliefen und längs des Zeltes auf den Boden tropften. Im Zelt war der größte Luxus. Besonders gefielen uns die vielen Holzverkleidungen aus solidem, schweren Holz und feinster Arbeit. Leopardenköpfe zierten alle Lampen, Aufhänger und sogar die Seifenschälchen. Alles war geschmackvoll und zweckmäßig eingerichtet. Wir hatten im Badezimmer eine stabile Truhe in der wir unsere Wertsachen wegschließen konnten und worin auch dicke Ponchos für die kalten “nightdrives” aufbewahrt wurden.

Wir richteten einen starken Ventilator auf uns und so lagen wir erschöpft, aber wohlig auf den Betten und hielten unsere Siesta bis zum “High Tee”, pünktlich um 15h30.

Der überdachte, aber seitlich offene Eßsaal mit Blick auf die endlose Wasserfläche eines der unzähligen Nebenarme des Okavango, bot einen erfreulichen Anblick auf eine Vielfalt an Kuchen, Schnittchen, Kaffee, Ice Tee und anderen Getränken. Wir stürzten uns in die Schlacht und liefen dann mit vollen Backen zu unserem Wagen, der schon auf uns wartete. Hier machten wir die Bekanntschaft mit den anderen Fahrgästen, und los gings durch die matschigen Schlaglöcher auf der überfluteten Pad(Sandpiste). Unser Fahrer war mit all den anderen Wagen in Funkverbindung und so hieß es plötzlich: zwei Elefanten! Unser Fahrer drehte um und fuhr im schnellstmöglichen Tempo eine Nebenpad entlang, bog dann in den Busch und nun begann eine aufregende Fahrt über Stock und Stein, bis wir auf einen stehenden Wagen stießen. Da entdeckten wir zu unserer größten Freude einen jungen 3 jährigen Leoparden, ein wunderschönes Tier, das ungerührt im Grase lag und seine Pfoten leckte. Unser Fahrer hatte uns an der Nase herumgeführt, um uns zu überraschen. Die Kameras klickten und surrten, aber der Leopard war das offenbar gewohnt und sah höchstens mal in die Richtung der Impalas, die in einiger Entfernung sprungbereit zu ihm hinstarrten, prusteten und unruhig hin und her liefen. Nachdem unser Prachtstück sich noch ausgiebig gereckt und seine Krallen an einem Baum gewetzt hatte, bequemte er sich in geduckter Haltung auf die Impalas zuzuschleichen – und die drei Autos, die sich inzwischen dazugesellt hatten – holperten hinterher. Wir waren fasziniert, daß es unseren Leoparden nicht im mindesten zu stören schien, daß ihm 3 offene Wagen voller Touristen folgte. Natürlich waren die Impalas inzwischen über alle Berge aber wir begleiteten unseren gepunkteten Freund noch eine ganze Weile.

Als es dunkel wurde, schaltete der Tracker die “spotlights” an und nun suchten wir nur noch nach dem Aufleuchten von Augenpaaren in der Dunkelheit. Viel zu schnell waren wir wieder im Camp angelangt, bekamen jeder eine starke Lampe und einen Begleiter, der uns vorsichtig zu unserem Zelt begleitete und versprach, uns bald wieder abzuholen. Wegen der Hyänen und Löwen durfte niemand allein in der Nacht herumlaufen. Wir hatten uns kaum gewaschen und umgezogen, da erschien unserer Tracker schon mit seiner Lampe und führte uns den langen Weg unter den Bäumen entlang zum Eßsaal, wo sich alle Gäste um die vielen duftenden Schüsseln scharten. Es wurde ein Festschmaus und wir langten kräftig zu. Wir hatten eine nette Gruppe Norweger als Tischnachbarn und es entspann sich ein lebhaftes Gespräch mit ihnen. Es waren Jäger, die begeistert von Deception Valley erzählten, sodaß es uns fast leidtat, dieses Reiseziel aus unserem Plan gestrichen zu haben. Sie wollten auch viel über Namibia wissen und so wurde es recht spät für den armen Tracker, der uns ja wieder zu unserem Zelt begleiten mußte. Um 22h00 Uhr wurde der Strom ausgeschaltet, nur die Batterieangetriebenen Nachttischlampen erhellten noch unser Tagebuch, sodaß wir die Erlebnisse unseres ersten Safaritages eintragen konnten.

Um 4h00 morgens hörten wir das Rupfen und Schmatzen der Hippos und schlichen leise auf die Verandah, wo im tiefen Schatten der Bäume einige große, dunkle “Formen” sich langsam auf unser Zelt zu bewegten. Der Mond glänzte auf ihren nassen, feisten Rücken und wir schlichen vorsichtig immer näher an die Verandahbrüstung bis wir die Hippos fast mit den Händen hätten berühren können, als sie unterhalb unserer erhöhten Platform vorbeizogen. Einem kleinen Hippokalb war Natis Gestalt im Nachthemd auf der Verandah verdächtig. Es stand lange still und schaute zu uns hinauf, aber wir rührten kein Glied. Dann schnaubte es unwillig und trampelte schnell seiner Mutter hinterher, die schon zwischen unserem und dem Nachbarzelt hindurchgewandert war. Wir freuten uns riesig über dies Erlebnis und kletterten beglückt und zufrieden schnell wieder ins Bett – denn viel Zeit zum Schlafen blieb uns nicht mehr.

Um Punkt 5h45 früh kam der “wake-up-call” und nun hieß es im Eiltempo anziehen, denn 45 Minuten später kam unser Guide schon wieder und begleitete uns im fahlen Morgenlicht zum Frühstücksbuffet im Freien. Es gab herrlich warme scons, selbstgebackenes Brot, Marulamarmelade, herrlichen “Mieliepap”(Maisbrei) im schwarzen, gusseisernen Dreifußtopf über dem Feuer, Obst und heißen Kaffee. Welch ein Genuß, den wir leider garnicht ausgiebig genug auskosten konnten, da unser Wagen fahrbereit auf uns wartete. Der morgendliche Gamedrive bescherte uns gleich eine riesige Büffelherde, die vor uns den Weg blockierte und seelenruhig, wiederkäuend zu uns herüberglotzte, während uns der typische Rindergeruch in die Nase stieg. Wir konnten uns garnicht genug darüber wundern, wie ruhig und gelassen alle Tiere hier im Moremi Delta auf die, allerdings wenigen, Fahrzeuge der Camps reagieren. Da es immer dieselben, gleichfarbigen Geländewagen sind, und kein Tier jemals gejagt oder geschossen wird, kennen die Tiere keine Furcht vor dem Menschen. Als wir endlich gnädig durchgelassen wurden, ging die Fahrt weiter bis uns ein schrilles Trompeten veranlaßte, nach allen Seiten Ausschau zu halten, um den Urheber zu entdecken. In dem dichten Busch, war jedoch nichts zu sehen und erst sehr viel später, bekamen wir einige Elefanten zu Gesicht. Bei einer kurzen P-Pause stellten Water und sein Tracker fest, daß wir eine Panne hatten. Schnell wurde der Reifen gewechselt, während wir uns genau nach wilden Tieren umsahen.

Plötzlich erhielt Water eine freudige Nachricht durch sein Intercom: Löwen! Wieder ging es in rasender Fahrt kreuz und quer auf Autospuren, von denen keiner wußte, ob wir sie schon gefahren waren oder nicht. Nach einer längeren Fahrt erreichten wir das Spektakel: Vor uns auf der Straße lagen einige vollgefressene Löwen im Schatten der Bäume mit 3 kleineren und 2 klitzekleinen Löwenbabys, umringt wieder einmal von mehren Fahrzeugen.

Dies war nämlich die offizielle Pad, die nach Maun führte. Dann entdeckten wir plötzlich direkt neben der Straße den Kadaver eines Büffels, an dem noch einige Löwen nagten und zerrten. Die Aufregung und Begeisterung bei allen Zuschauern schlug hohe Wellen. Nach einigem Manövrieren fuhren wir direkt an den schweratmenden, straffgespannten Löwenbäuchen vorbei, deren Besitzer kaum mit der Wimper zuckten. Wir versuchten eine bessere Position zu bekommen und entdeckten dabei einen zweiten Büffelkadaver, auch direkt am Straßenrand. 50 Meter weiter lagen noch ein paar Löwen mit Bäuchen, die zu platzen drohten, während ein Schwarm von Fliegen um ihre blutigen Schnauzen summten.

Die 3 kleineren Löwenbabys suchten sich nun eine der hingestreckt liegenden Löwinnen aus und nuckelten hingebungsvoll. Ein umwerfendes Schauspiel! Es sollte noch schöner werden. Die klitzekleinen Babys langweilten sich und suchten nach Unterhaltung. Da Papa Löwes Schwanz alle Augenblicke hochzuckte um die lästigen Fliegen zu vertreiben, lockte das die beiden auf den Plan. Sie sprangen auf die wackelnde Schwanzquaste, erhaschten sie und bissen herzhaft hinein. Ein unwilliges Knurren erfolgte, aber das beeindruckte sie nicht sonderlich. Nach mehreren Attacken stand der König der Tiere unwilling und mühsam auf, tat einige Schritte und plumpste erneut auf die sandige Pad. Max und Moritz suchten nach neuem Zeitvertreib und jetzt ertönte ein witziges, katzenähnliches Miauen aus dem weitgeöffneten Mäulchen des einen Babys. Man konnte förmlich hören: “Keiner will mit uns spielen!! Man, ist das hier langweilig! Mauuuunz!” Wir kringelten uns vor Lachen. Dann beschloß Max, wenn schon keiner mit ihm spielen wollte, daß er dann wenigstens auch mal an Mutters (Tantes?) Zitzen nuckeln wollte. Also kletterte er über ihren dicken Bauch und versuchte sich zwischen die drei größeren Brüder (Cousins?) zu schieben. Das verursachte einige Unruhe um die Idylle an der Quelle und ein vielstimmiges Knurren hub an, sodaß Mutter unwillig den Kopf hob und auch ihren kurzen aber lauten Senf dazugab. Geschlagen und verärgert gab das Baby seinen Versuch auf und suchte nach anderer Ablenkung. Papa Löwe lag ihm im Wege, also kletterte er einfach über die Mähne und plumpste auf der anderen Seite – dem Vaters vors Maul – auf den Boden. Aber auch das brachte nix: Papa regte sich nicht und tat, als schlafe er fest. Daraufhin tapste das kleine Kerlchen enttäuscht und trotzig maunzend allein in die Büsche an der Straßenseite. Es klang wie: “Dann hau ich halt ab, und ihr könnt sehen, wie ihr ohne mich auskommt!”

Schließlich mußten wir uns doch schweren Herzens von diesem Ort trennen, um in einiger Entfernung im Busch eine kurze Pause mit Getränken und herrlichen Keksen einzulegen. In der Nähe der Landepiste konnten wir eine große Herde Paviane beim Marulaernten unter den Bäumen beobachten.

Nach dem üppigen Brunch um 11h00 Uhr im Camp war Mittagsruhe angesagt über die heißeste Zeit des Tages. Unser Ventilator blies uns herrlich kühle Luft über die Betten und wir machten ein Nickerchen, bis es um 15h30 wieder Zeit für “high tee” und dem anschließenden Gamedrive oder Boatcruise war. Diesmal wählten wir die Bootsfahrt und tuckerten langsam durch die vielen engen Schleifen eines Kanals. Plötzlich machte uns unser Guide auf den gezackten Rücken eines großen Krokodils aufmerksam. Beim Näherkommen verschwand es von der Oberfläche, aber man konnte an der Turbulenz im Wasser erkennen, wo es hinschwamm. Wir folgten in respektvoller Entfernung und konnten noch einmal beim Auftauchen des Tieres die riesige Länge bestaunen. Dann drehten wir ab und Water erzählte uns die grausige Geschichte vom tragischen Tod seines Onkels, den ein Krokodil mit seinem Schwanz vom Boot heruntergeschlagen hatte. Als der Mann wieder auftauchte, klammerte er sich ans Boot und schrie den beiden Damen, die im Boot saßen zu, sie sollten ihm ein Messer geben – was sie natürlich nicht bei sich hatten. In seiner Verzweiflung, um sich aufs Boot zu retten, brachte er es zum kentern und die beiden Damen fielen auch ins Wasser, konnten sich aber ans nahe Ufer retten. Der Mann verschwand im Wasser und wurde nie mehr gefunden. Uns lief eine Gänsehaut über den Rücken.

Der Kanal weitete sich zu einem riesigen See, an dessen Ufer dichtes Grün wuchs mit gelegentlichem Baumbestand. Wir fuhren mal mitten auf der weiten Fläche dahin oder nahe am Ufer entlang, um die vielen Vögel, einige Sitatungas(Sumfantilopen), Lechwes

(Moorantilopen) und dann natürlich unsere “Freunde”, die Hippos zu betrachten. Letztere tauchten gleich ab, als wir in ihre Nähe kamen und man konnte deutlich an den Luftblasen erkennen, wo sie gerade auf dem Boden des Sees entlangliefen. Plötzlich tauchten sie dann wieder prustend auf, schauten zu uns herüber und weg waren sie wieder. Sie können ja bis zu 6 Minuten abtauchen ! Unser Bootsführer hielt sich aber immer in respektvoller Entfernung, denn das wußten wir alle, welch gefährliche Burschen diese Nilpferde sind, und daß sie in Afrika mehr Menschenleben als jedes andere Tier auf dem Gewissen haben.

Die Sonne näherte sich dem Horizont und zauberte rotleuchtende Farbstriche aufs spiegelglatte Wasser. Wir saßen ganz still im Boot, tranken unseren Sundowner und ließen voller Dankbarkeit vor Gottes Schöpfung, die Weite, die Stille und das wundervolle Farbenspiel am Himmel auf uns einwirken.

Im Camp gab es dann wieder ein opulentes Abendessen. Diesmal hörten wir Veras Mann von seiner Farm in Zimbabwe erzählen, auf der er sogar die sehr seltenen und vom Aussterben bedrohten “Giant Sable”(Riesen-Rappenantilopen) stehen hätte. Müde, satt und zufrieden marschierten wir endlich – natürlich von unserem Tracker begleitet – zu unserem Zelt. In dieser Nacht kamen die Hippos nicht, zu unserem Leidwesen.

Nun hieß es Abschied nehmen. Da wir aber noch ein wenig Zeit hatten, ehe unser Flugzeug landete, fuhr Water uns wieder zu der Löwengruppe. Inzwischen hatte das Rudel auch den zweiten Büffel ziemlich kahlgefressen und nur eine Löwin und zwei der kleinen Löwenbabys saßen mitten im Brustkorb, sodaß die Rippen wie ein Gitter um sie hochragten. Sie knartschten und zerrten noch an einigen Muskelfasern, während die anderen Löwen wieder prall und satt auf der Pad im Schatten ausgestreckt lagen. Nun sahen wir auch, daß sich in unmittelbarer Nähe ein kleines Wasserloch befand, wo die Löwen gleich ihren Durst löschen konnten, sodaß der Tisch wirklich aufs idealste für den König der Tiere gedeckt war.

Mit einer kleinen “Caravan” flogen wir diesmal in nordöstliche Richtung zum Kwandofluß. Wir landeten, wie beim letzten Mal, auf der Landepiste des Kwando Lagoon Camps, da der Flughafen des Kwando Lebala Camps, nach den guten Regenfällen überflutet war. Unser Safariwagen war ein “Uri” ohne Verdeck, was wir mit einigem Schrecken feststellten, denn die Sonne brannte schon am frühen morgen heiß vom wolkenlosen Himmel herab. Der neue Fahrer “Chester” und sein Tracker “Mojeti” oder “Mr. Mo” genannt, begrüßten uns wieder sehr freundlich und klärten uns gleich zu Anfang auf, daß wir niemals im offenen Wagen aufstehen durften, da die Tiere das Fahrzeug als eine Einheit sehen würden, an die sie gewöhnt seien. Eine stehende Person könnte vom Wild als Bedrohung aufgefaßt und evt. von einem Raubtier angegriffen werden. Als wir hörten, daß die Fahrt bis zur Lodge 3-4 Stunden dauern würde, kramten wir erst mal unsere Hüte heaus. Chester schien kein Verständnis zu haben für unsere Besorgnis über die lange heiße Fahrt in der Knallsonne und die Stimmung war ein wenig getrübt. Dann wurde es aber doch ein sehr interessanter Gamedrive und wir sahen viele Elefanten, alle möglichen Tiere und viele verschiedene Vögel.

Im Kwando Lebala Camp wurden wir fröhlich von “Blue” begrüßt mit einem herrlich kühlen Trunk und einem feuchten Tuch. Sie erzählte uns, daß diese Lodge bald umgebaut und erneuert werden sollte. Wir wurden wieder zu unserem Zelt begleitet, da der Weg über eine weite offene Wiese mit hohem Gras führte, die direkt am Fluß, aber hinter hohem Ried verborgen lag. Auf diesem offenen Gelände weideten nachts die Hippos und wir durften natürlich abends und morgens früh nicht ohne Begleitung diesen Weg allein zurücklegen. Nach dem Mittagessen war Mittagsruhe bis zum hightee um 16h00 und dann war wieder ein Gamedrive angesagt. Diesmal fuhren wir mit “O.C.” und seinem Tracker “P.D.” Da wir nur zu viert in der Lodge waren, einigten wir uns auf einen gemeinsamen Wagen, obwohl jede Partei das Recht hatte, mit seinem eigenen Fahrer und Tracker allein loszuziehen. Hier in Kwando Lebala war die Landschaft sehr viel offener und gestattete einen weiten Blick ins Land. Wir hatten wieder das große Glück, ein Rudel Löwen mit 6 halbwüchsigen Junglöwen und einigen Löwinnen in der Nähe einer gerissenen Giraffe anzutreffen, die weit verstreut im grünen Gras satt und faul herumlagen. Wieder einmal staunten wir darüber, daß sich kein Löwe rührte, obwohl wir ihnen fast über die Pfoten fuhren und von oben herab auf sie hinuntersehen konnten.

Bei Sonnunter fuhren wir vom Wege ab zu einem kleinen See in dem sich gerade eine Hyäne badete. Während wir unseren Sundowner schlürften und leckere Häppchen genossen, die auf einem Klapptisch, schön mit Tischtuch gedeckt, in verschiedenen Körbchen serviert wurden, beobachteten wir, wie die Hyäne sich anschließend ausgiebig im Gras herumrollte und dann davonmachte. In der Nähe standen zwei Klunkerkraniche(critically endangered species!) und sahen dieser Reinigungsprozedur ebenso neugierig zu, wie wir. Bald war es stockdunkel und mit dem “spotlight” ging es weiter durch die kühle Nacht. Wir hatten uns in warme Decken gehüllt und genossen einfach die Fahrt und die kalte, würzige Nachluft. Irgendwann hielt O.C. den Wagen an, schaltete den Motor und alle Lichter aus, und wir konnten die nächtliche Stille auf uns einwirken lassen. Über uns flimmerte kalt und fern der Sternenhimmel und in uns stieg ein Dankgebet auf zum Herrn und Schöpfer dieser unvergleichlich schönen Welt.

In der Lodge war ein Festessen mit Kerzenlicht und Wein bereitet und die Gerichte wurden erst angesagt und dann formvollendet serviert. “Blue” unterhielt uns bestens und erzählte, daß sie die Lodge verlassen und zu ihrem Verlobten nach Johannesburg ziehen würde. Sie war schon einige Male verlobt und der jetzige “Verlobte” hatte ihr zwar noch keinen Heiratsantrag gemacht, aber sie war fest entschlossen, ihn zu heiraten. Wir fanden dies recht erheiternd. Nun erzählten die beiden Fahrer, die Tracker und der Chef einer nach dem anderen lustige Geschichten aus ihrem Kulturgut, nl. Tierparabeln, Liebesgeschichten und Anekdoten. Es wurde ein fröhlicher Abend mit viel Gelächter und Neckereien untereinander.

Am nächsten Morgen erfolgte der “wake-up-call” in aller Herrgottsfrühe, denn wir mußten ja die 3-4 Stunden wieder zurück zur Landepiste fahren. Draußen auf dem weiten offenen Gelände war ein Feuer entfacht, ein schwarzer Dreifußtopf duftete verheißungsvoll nach Maispap und Tische mit einem üppigen Frühstückbuffet waren im Halbkreis aufgebaut. Alle standen mit Tellern und Scons in der Hand im Halbdunkel um das Feuer, denn es war empfindlich kalt so früh am morgen. Nach einem herzlichen Abschied, stiegen wir in unseren Uri und zogen die Decken um die Schultern.

Jetzt konnten wir wieder die Augen des Trackers bewundern, der im Vorbeifahren einen Leoparden im Gebüsch neben der Pad entdeckte. Beide Wagen verfolgten das Tier über Stock und Stein, bis das Gelände einfach zu schwierig wurde. Wir freuten uns über jedes Tier und jeden Vogel, den wir sahen und schneller als gedacht, waren wir beim Flugplatz. Der kleine Flieger kam angebraust, eine neue Fuhre Touristen stieg aus und wir machten es uns auf ihren Plätzen bequem. Die Pilotin, ”Ciara” war auch wieder eine alte Bekannte, die bei unserem vorigen Botswana Besuch die abrupte Bremsung beim Start machen mußte, als ein Herde Impalas über die Landebahn wetzte. Jetzt flogen wir erst über den Kwando, dann den Linyanti und schließlich den Chobe. Sehr deutlich konnte man erkennen wo die Wassermassen der Flüsse die Felder und Äcker der Eingeborenen überflutet hatten.

In Kasane angekommen, stand schon der Fahrer mit einem Schild bereit mit unserem Namen. Im offenen Landcruiser ging es nach Kazangula, wo wir an einen Bootsmann weitergereicht wurden. Er “verstaute” uns und unser Gepäck in seinem Motorboot und schon schoß das Boot davon, überquerte den Zambezi, wo gerade eine große Fähre voller Autos uns entgegenkam.

Auf der Zambischen Seite empfing uns unser Fahrer, und führte uns sofort zum Zollgebäude. Im Nu waren alle Formalitäten erledigt und wir wurden mitsamt unseren Gepäck zu einem VW Bus dirigiert. Wir setzten uns auf die beiden letzten freien Plätze und schon sauste der Fahrer an mindestens 60 riesigen Lastwagen mit Anhängern vorbei, die am Straßenrand aufgereiht standen und darauf warteten, übergesetzt zu werden. Genau wie im vorigen Jahr konnten wir nur darüber staunen, wie phantastisch die Transfers klappten und wie perfekt sie aufeinander abgestimmt waren. Nach einer Stunde Fahrt auf sehr guter Teerstraße wurden wir im Activity Centre in Livingstone abgeladen, wo uns schon Dorothee, unsere Gastgeberin und John, der Fahrer des Minibuses erwartete. Dorothee stellte uns einer belgischen Familie mit 2 netten Söhnen vor, die mit uns zur Songwe Village fuhren. Sie kamen gerade von einem Rundflug über die Victoriafälle zurück und zeigten uns begeistert ihre Digitalfotos. Auch ein Foto von Songwe Village, hoch oben auf einem Felsen über der Schlucht, durch die der Zambezi sich schlängelte, war dabei. Wir konnten uns das alles nicht recht vorstellen aber merkten bald an der miserablen Straße, die immer steiler die Felsen heraufklomm, daß es wirklich reichlich hoch in die Klippen ging. Hier und da fuhren wir an ein paar ärmlichen Hütten vorbei, wo Kinder, Hunde und Hühner herumwuselten, dann ging es an senkrechten Abgründen vorbei und manchmal lagen so große Felsbrocken im Wege, daß wir uns wunderten, warum der Fahrer sie nicht aus dem Wege räumte. Auf jeden Fall taten uns bald alle Knochen weh und wir stellten uns schon darauf ein, daß wir in Songwe Village bestimmt keinen großen Luxus erwarten konnten.

Endlich!! Vor uns ragte eine hohe lehmfarbene Mauer, die so versetzt verlief, daß man nicht ins Innere sehen konnte, wie bei den Zimbabwe Ruinen. Innerhalb des Eingangs sahen wir dann, daß die Mauer in einem großen Kreis um mehrere hüttenähnliche Bauten lief. Dorothee erklärte uns, daß Songwe Village nach dem Plan eines traditionellen Dorfes errichtet worden sei: Die “Hütten” bildeten einen Kreis. Am entferntesten Ende hatte das größte Gebäude, der runde, offene Eßraum, eine halbhohe Brüstung mit angemauerter Sitzgelegenheit ringsum, ein Grasdach und gleich nebenan die Küche. Unsere Hütten bestanden auch aus einer fensterlosen Mauer ringsum, mit einer Öffnung zwischen dem Grasdach und dem oberen Rand der Mauer. In der Mitte der Hütte standen die beiden Betten, die mit riesigen Mosquitonetzen drapiert waren. Am Kopfende der Betten dann wieder eine Quermauer, und dahinter das Badezimmer mit Dusche, Toilette und einer Blechwaschschüssel. Außerhalb der Schüssel war eine zementierte trichterförmige Öffnung, in die man das schmutzige Wasser schütten konnte, das dann an einige Bäume vor dem Badezimmer floß. Sehr zweckmäßig, fanden wir. Zwischen diesen Bäumen hindurch sah man dann in die tiefe Schlucht, aus der das Rauschen des Zambezi zu uns heraufklang. Der Blick in die zerklüftete Schlucht und die gegenüberliegende steile, felsige Wand der zimbabwischen Seite des Flußes war atemberaubend schön.

Die Zimmerausstattung war zwar sehr rustikal aber vollkommen ausreichend. Es fehlte an nichts. Auf den Betten lagen sogar zwei lange, bunte einheimische Kleider ausgebreitet als Morgenmantelersatz.

Besonders lustig fanden wir die drei Badehütten, die man – mit Voranmeldung! – zu Sonnunter oder Sonnenaufgang im warmen Seifenbad liegend, vor sich das herrliche Panorame der aufgehenden oder untergehenden Sonne, benutzen durfte. Noch eine andere Hütte, eine kleine gemütliche Bibliothek war so situiert,daß man im gemütlichen Sessel liegend, ein Buch in der Hand, diesen unglaublichen Blick in die Schlucht unter sich genießen konnte. Hinter dem Eßraum standen unter den Bäumen einige Stühle um eine Feuerstelle gruppiert und hier hatte man wieder einen umwerfenden Blick in eine andere Richtung der Schlucht, die sich ja in vielen Windungen bis zu den Victoriafällen hinzog.

Bald erklang eine Trommel und wir beeilten uns, zum Mittagstisch zu kommen, denn uns knurrte schon der Magen. Dorothee saß mit uns am Tisch und sorgte rührend dafür, daß keiner von uns zu kurz kam. Nach einer kurzen Mittagsruhe fuhren wir den grauenhaften Weg wieder hinunter nach Livingstone, denn nun stand uns eine Fahrt auf dem Zambezi auf dem Luxusschiff “Zambezi Princess” bevor. Wir setzten uns zu den Belgiern und ihren beiden aufgeregten Jungen und unterhielten uns munter auf Englisch mit ihnen während wir langsam den Zambezi hinaufschwammen und alle Augenblicke mit Getränken, Salzgebäck und leckerem Telleressen von eifrig herumflitzenden Kellnern und Kellnerinnen versorgt wurden. Durch den Lautsprecher wurden wir über die Geschichte von der Entdeckung der Victoriafälle(1855) und einige historische Einzelheiten informiert. Am Ufer zwischen dem üppigen Pflanzenwuchs grasten ein paar Rappenantilopen. Wir suchten nach Krokodilen und sahen dafür ein paar Hippos, bzw. ihre Ohren und Augen auftauchen. Als wir eine Insel mitten im Zambezi umrundeten, konnten wir in der Ferne auch den weißen Gischt der Victoria Fälle aufsteigen sehen. Die Sonne ging langsam unter und unser Schiff, sowie das Schwesternschiff die “Zambezi Queen”, steuerten wieder den heimatlichen Hafen an der Zambischen Seite des mächtigen Flusses an. Dorothee erwartete uns schon und ab ging es wieder den Marterpfad zu unserem Adlerhorst hinauf.

Nach dem leckeren Abendessen, setzen wir uns noch ans Feuer unter den Sternenhimmel und fragten Dorothee nach ihrer Familie. Nun bekamen wir die merkwürdigsten Dinge zu hören über Sitten und Gebräuche bei den afrikanischen Stämmen, von Zauberei, Aberglaube und Hexenkunst. Dorothee erzählte, wie ein neidischer Onkel ihren Vater und ihre Mutter durch Zauberei getötet, und sie und ihre Geschwister um ihr Erbe gebracht hätte. Obwohl Dorothee eine tiefgläubige Christin ist, kann sie sich noch immer nicht ganz von Aberglaube und Furcht vor Zauberei lösen. Es lief uns kalt den Rücken hinunter vor diesem Abgrund des Heidentums und den dunklen Mächten, die sie noch gefangen halten. Erst sehr spät krabbelten wir unter unser Mosquitonetz und das ferne Rauschen des Zambezi begleitete uns in den Schlaf.

Nach dem Frühstück war wieder die Martertour angesagt, denn heute durften wir ins Museum und anschließend war die Besichtigung der Victoriafälle von der Zambischen Seite angesagt. Wir bekamen im Museum ein junges Mädchen als Führerin zugewiesen, die uns gewissenhaft von einem Saal in den anderen schleuste und ihren Vers brav herunterrappelte. Trotzdem waren wir fasziniert und wären gern länger geblieben. Aber Dorothee stand schon wieder vor der Tür und führte uns zu den Victoriafällen. Wir bekamen Regenmäntel, aber Friedhelm zog es vor, seine Badehose anzuziehen und die Kleider fest verschnürt in seinen Regenmantel zu wickeln. Da die Fälle in diesem Jahr wegen der guten Regenzeit reißend und in voller Breite über die Felsen donnerten, wurde Renate – trotz Regenmantel - fast bis auf die Haut naß, denn der Gischt stürzte wie eine Sturmflut über uns . Trotzdem, oder gerade deswegen, war es herrlich und wir hatten unseren Spaß an dieser Naturgewalt, dem Donnern und Tosen der Wassermassen. Zu sehen war dann aber auch außer weißen Gischtwolken herzlich wenig. Es war ein tolles Erlebnis! Fröhlich hoppelten wir wieder nach Hause und wollten an diesem nachmittag mal nichts unternehmen, obwohl noch ein Besuch bei einem Dorf in der Nähe angesagt war.

Am Abend war ein besonderes Erlebnis angesagt. Als wir zum Abendessen erschienen, waren der Eßtisch und die Stühle verschwunden. In der Mitte der Eßhütte brannte ein Feuer in einer Kuhle und rings herum standen eine große Anzahl unterschiedlich großer schwarzer Dreifußtöpfe. Alles Personal, bekleidet mit einem bunten Tuch um die Hüfte und einem anderen Tuch um die Schulter, standen aufgereiht hinter den duftenden Töpfen. Während wir uns auf die Kissen setzten, die auf der angemauerten Sitzbank lagen, erzählte Dorothee, wie es der Brauch bei der einheimischen Bevölkerung in der Umgebung bei festlichen Anlässen oder bei einem Besuch in ihrem Kraal zugeht: Jede Frau im Kraal bereitet ein Gericht zu. Im alltäglichen Leben wird kein Fleisch gegessen, sondern nur Gemüse und Kräuter, die aus ihrem Garten stammen. Gewürzt wird nur mit Tomaten, Zwiebeln und feingemahlenen Erdnüssen. Nur bei festlichen Gelegenheiten wird ein Huhn geschlachtet und zubereitet. Die Frauen tragen bei dieser Gelegenheit ein buntes Tuch mit dem Knoten auf der rechten Schulter, denn sie symbolisieren die aufgehende Sonne (Spenderin des Lebens). Das Tuch um die Hüften bei den Frauen ist Zeichen des Respekts, da Frauen ja gewöhnlich in gebückter Haltung die Garten- und Hausarbeit verrichten müssen und somit angemessen bekleidet sind. Die Männer dagegen tragen ihr Tuch auf der linken Schulter, was die untergehende Sonne symbolisiert. So werden auch Männer und Frauen beerdigt: Die Frauen mit dem Kopf zur aufgehenden Sonne und die Männer mit dem Kopf zur untergehenden Sonne. Nun bekam jeder von uns ein großes buntes Tuch, band einen Knoten in zwei der Zipfel und hängte es über die rechte, bzw. die linke Schulter. Dann setzte sich die ganze Gesellschaft um die Töpfe herum und die Frauen brachten eine Schüssel und eine Kalebasse mit warmem Wasser, das sie jedem Einzelnen kniend über die ausgestreckten Hände goß. Jeder wäscht also seine Hände und trocknet sie an seinem Tuch ab. Es wird nämlich normalerweise mit den Händen gegessen. Nun durfte sich jeder aus allen Töpfen bedienen – die Kinder zuerst, dann die Männer und zum Schluß die Frauen. So geschah es denn auch. In den Töpfen waren steifer Mieliepap, den man gewöhnlich zu einem festen Bällchen formt und damit seine Sauce schöpft. Außerdem Huhn in leckerer Tomaten-Zwiebelsoße, klitzekleine gebratene Fischchen, getrocknete und gebratene Mopanewürmer, Spinat, Tomaten, Karotten, Unkraut, usw. in verschiedenen Soßen. Wir Gäste durften mit Besteck essen und fanden alles sehr schmackhaft. Sogar die Mopanewürmer waren eßbar, wenn auch nicht so schmackhaft wie frisch zubereitete. Zum Schluß kam wieder die Serviererin mit ihrer Schüssel und dem warmen Wasser in der Kalebasse, kniete vor jedem nieder und goß uns zum Waschen das Wasser über die ausgestreckten Hände.

Dann fingen die Männer und Frauen des Personals gemeinsam zu singen an und wiegten sich im Tanz. Sie wurden immer fröhlicher und tanzten auf uns zu, nahmen einen nach dem anderen bei der Hand und wir mußten unter viel Gelächter mithalten. So drehten, stampften und wackelten wir fröhlich mit den Hüften so gut wir konnten und genossen dieses kulturelle Erlebnis von Herzen. Erschöpft plumpsten wir schließlich wieder auf unsere Plätze und wurden nun aufgefordert, jeder eine Geschichte zu erzählen. Wir erzählten von unserem ersten Vic. Falls Besuch vor 17 Jahren, den uns unsere Kinder zur Silberhochzeit geschenkt hatten. So nahm das Festessen seinen Abschluß auf einer ruhigeren Note und wir gingen erfüllt und befriedigt zu Bett.

Der letzte Morgen unserer 5 Rivers Safari war angebrochen. Zum letzten Mal holperten wir den miserablen Weg zurück – doch nicht ganz bis nach Livingstone, sondern zu einem Dorf am Wegesrande. Ein junges Mädchen empfing uns und führte uns in einen mit Ried und Holzpfählen umfriedeten Innenhof, wo einige Hütten verstreut standen, Hühner herumrannten und eine uralte Frau mit einer jüngeren Mutter mit Baby auf dem Boden, vor ihrer Hütte saßen. Die Kinder waren alle in der Schule. Das Mädel referierte sehr interessant und ausführlich über die Sitten und Gebräuche der ländlichen Bevölkerung, die Hierarchie der Stammesführer, deren Nachfolge und ihren Aufgaben. Es würde zu weit führen, dies hier alles aufzuzählen. Wir machten der alten Dame einen kleinen Anstandsbesuch, da sie auch einmal eine Stammesführerin gewesen war, und bewunderten ihren Urenkel, der zufrieden an der Brust seiner Mutter hing. Wir schauten noch kurz in die “Vorratskammer” des Kraals und sahen uns draußen die “moderne” “Dusche’ dieser Familie an. In freier Natur stand ein aus mannshohen Stöcken errichteter kleiner Raum mit einem notdürftig zementiertem Boden zum Baden und Pinkeln!! Wasser und Urin floßen in die Gegend. Wir fragten nach Toiletten und das Mädel wies schulterzuckend in den umliegenden Busch. Allerdings seien manche Familien fortschrittlicher und hätten schon Plumpsklos errichtet. Songwe Village und die umliegenden Dörfer gehörten nicht zu der ethnischen Mehrheit der Bevölkerung Zambias und der Regierungspartei, was auch den desolaten Zustand der Straße erklärte. Wieder auf der großen Teerstraße Richtung Livingstone, erzählte uns Dorothee, daß auch hier die Chinesen von der Regierung große Aufträge erhielten, aber schlechte Arbeit leisteten. Sie wies auf den Zustand der breiten Teerstraße, die überall tiefe Löcher aufwies und wo Reparaturwerke im Gange waren. Dabei sei diese erst vor einem Monat von den Chinesen fertiggestellt worden.

Wir sahen uns noch schnell die beiden Luxushotels, das “Zambezi Sun” und “Royal Zambezi Hotel” an, wo es nur so von wohlhabenden ausländischen Touristen wimmelte. In den weitläufigen Parkanlagen, direkt oberhalb des breitfließenden Zambezi, unter hohen schattenspendenden Bäumen, tummelten sich halbzahme Zebras und Giraffen und vorwitzige Meerkatzen (blouapies) Äffchen flitzten über den Rasen und turnten von Ast zu Ast.

Das wunderschön gekachelte Schwimmbad, verschiedene Imbißstuben, wunderschönes Mosaik überall, Springbrunnen, Reitpferde, livrierte Kellner, bronzene Tierfiguren verteilt zwischen den Anlagen und gediegene, hochmoderne Empfangsschalter – alles strömte die alte englische luxuriöse, koloniale Zeitepoche aus.

Wir tranken mit Dorothee noch einen Kaffee im Activity Centre und dann hieß es Abschied nehmen, denn unser Transfer nach Zimbabwe stand schon bereit. Auf der langen Brücke über den Zambezi reihten sich wieder unzählige wartende Lastwagen, sodaß wir uns mühsam vorbeiquetschen mußten. Nach der Zollabfertigung brachte uns der Fahrer zum Büro der British Airways, die auch für die Air Namibia Flüge zuständig waren. Wir verhandelten, daß unser lift uns erst am nächsten Tag zum Flughafen bringen möge, da wir gern noch einen Tag in Zimbabwe verbringen wollten. Dann buchten wir uns beim Vic. Falls Rest Camp ein und schauten uns mehrere Hütten an wegen möglicher Unterbringung unserer Touristen in Zukunft. Abends schwammen wir im großen Schwimmbad des Restcamps und unterhielten uns mit dem night–watchman über die Situation in Zimbabwe. In Vic Falls lebt hauptsächlich der Tonga Stamm, der nicht der regierenden Partei(Shona) angehört und am nächsten Tag gegen Mugabe zur Wahlurne gehen würde.

Der 29.März 2008, Zimbabwes großer Wahltag. Wir besuchten die Victoria Fälle, diesmal von der zimbabwischen Seite, wurden wieder nass bis auf die Haut und stellten fest, daß der Besuch bei den Fällen bei Hochwasser nicht der idealste Zeitpunkt ist, weil vor lauter Gischt die Fälle kaum zu sehen sind. Während Nati ins Restcamp hastete um für den Transfer zum Flughafen bereit zu sein, mußte Friedhelm unbedingt noch in ein Wahllokal hineinschauen um zu sehen, wie die Wahl vonstatten ging. Erstaunlich für uns war, daß auf den Straßen und in ganz Vic. Falls überhaupt nichts von der berüchtigten Wahl zu bemerken war. Alles ging geordnet vonstatten.

Bald saßen wir wieder im Flugzeug und zwar als einzige Passagiere. Hatte das etwas mit der Angst vor möglichen Ausschreitungen wegen der Wahl in Zimbabwe zu tun? Erst in Maun stiegen weitere Passagiere dazu. Glücklich und erfüllt von diesen sechs erlebnisreichen, wundervollen Tagen in drei verschiedenen afrikanischen Ländern, landeten wir wohlbehalten wieder in Namibia.