dezember2006

Dezember 2006

Windhoek, der 13. Dezember 2006

Weihnachtszeit, die heißeste Zeit in Namibia. Wir haben fertig zu Mittag gegessen: Nudelsalat und Würstchen. Die Zikaden zirpen laut und eintönig in der brütenden Mittagshitze. Leider hat es hier in der Stadt auch noch viele andere unnatürliche Nebengeräusche die die Mittagszeit begleiten. Windhoek ist schon etwas leerer aber immer noch sehr beschäftigt (wegen den unangenehm hohen Temperaturen im Inland um diese Jahreszeit, fliehen die meisten Inländer in den Urlaub an die namibische Küste, wo der kalte Benguellastrom herrliche Abkühlung verspricht). In den Geschäften tummelt un drängelt man sich um zwischen (meist recht kitschigen) Weihnachtsdekorationen und englischer Weihnachtsmusik die vorletzten Besorgungen zu erledigen.

Nach einer kurzen Siesta und, während die Kinder der Kinderstunde im deutschen namibischen Rundfunk ihre Aufmerksamkeit schenken, möchte ich (Birgit) gern unseren Brief anfangen. Mit einer kalten Tasse Karo schaue ich vom Eßtisch in die Ferne. Das Licht draußen flimmert vor Hitze und die Spatzen haben ihre Schnäbelchen offen und halten ihre Flügelchen angewinkelt um sich Kühlung zu verschaffen. Das Thermometer zeigt 38 Grad im Schatten. Meine Familie im Norden Namibias (bei Tsumeb) würde sagen: dann kommt mal zu uns: hier ist es regelmäßig 40 Grad und höher (ich bewundere sie, und tagsüber wird in der Sonne bei sicher 60 Grad Celsius und mehr draußen gearbeitet).

Das Schöne in diesem Jahr ist, dass wir im Oktober ein paar gute Regenschauer hatten, und somit, trotz Hitze, Windhoek und Umgebung einen grünen Schimmer hat. Deutschsprachige Namibier sind darüber beglückt, denn so ist ihnen ein grüner Weißdornbusch als traditioneller Weihnachtsbaum gesichert. Zur Zeit blüht dieser Weißdorn in und um Windhoek in satt gelben Kätzchen. Unser Weihnachtsbäumchen ist jedoch seit ein paar Jahren eine grüne Zypresse – der Weißdorn war uns dann irgendwann zu stachelig und zu karg und dünn. Auch die Wachskerzen, die wir immer bis kurz vor der Bescherung im Kühlschrank aufbewahrten, weil sie sich sonst in der Hitze bogen, haben wir für eine Lichterkette eingetauscht. Diese Veränderung hat einiges an Überwindung gekostet, weil Lichterketten ja bekanntlich kitschig sind. Wie groß war die Freude jedoch als wir die Lichterkette das erste mal an unserem hübsch geschmückten Bäumchen anknipsten, und uns voller Erstaunen an einem entzückenden Bäumchen freuen konnten. Wir empfanden die Bescherung mit kleinen Kindern nach dem Lichterwechsel so viel entspannter, weil wir uns nicht ständig einer Feuergefahr bewusst sein mussten.

Jetzt sind gerade Freunde der Kind er zum Schwimmen gekommen. Zur Zeit ist unser Schwimmbad fast konstant in Gebrauch. Und auch an Heilig Abend bietet es immer wieder eine willkommene Ablenkung bis die Zeit der Bescherung für die Kinder endlich da ist. Zwischen dem herrlichen Sortiment an Weihnachtsgebäck sind kalte Melonen zu dieser Jahreszeit sehr beliebt. Im Badeanzug im Schwimmbad oder auf dem Rasen wird an der Erfrischung geschmaust.

Wir sind auch fleißig am Backen, die Kinder kneten, stechen Plätzchen aus und verzieren mit Begeisterung. Das Naschen gehört dazu, und wir haben unseren Spaß. Das Kinderlied von Rolf Zukowski ist in diesem Jahr eins der beliebtesten und paßt so super dazu:

Refrain:

„In der Weihnachtsbäckerei

gibt’s so manche Leckerei:

Zwischen Mehl und Milch

macht so mancher Knilch

eine riesengroße Kleckerei

Strophen:

1. Wo ist das Rezept geblieben

von den Plätzchen die wir lieben,

wer hat das Rezept – verschleppt? (ich nicht!)

Refrain: In der Weihnachtsbäckerei ...

2. Na, dann müssen wir es packen

einfach frei nach Schnauze backen,

schmeißt den Ofen an – und ran (oh ja!)

Ref.

3. Brauchen wir nicht Schokolade

Honignüsse und Zuckade

und ein bisschen Zimt – das stimmt!Ref.

4. Butter, Mehl und Milch verrühren

zwischendurch einmal probieren

und dann kommt das Ei – (pass auf!) oh wei!

Ref.

5. Bitte mal zur Seite treten

denn wir brauchen Platz zum kneten,

sind die Finger rein? – du Schwein!

Ref.

6. Sind die Plätzchen, die wir stechen

erstmal auf den Ofenblechen,

warten wir gespannt … (mm) – – verbrannt!

Ref.

Auch ein kleines Pfefferkuchenhäuschen darf in diesem Jahr nicht fehlen.

Wir sind in der Weihnachtszeit gern zu Haus. Da haben wir die Zeit, die Möglichkeit und die Freude, zu dekorieren, zu basteln, zu schreiben und zu lesen. Wir möchten gerne eigene Familientraditionen rund um die schönsten christlichen Feste im Jahr bauen und pflegen. Es ist uns ein Anliegen die wahre, ursprüngliche Bedeutung dieser Feste in besinnlichem Rahmen deutlich an unsere Kinder weiterzugeben.

Wir haben manchmal Familie zu Weihnachten dabei und wollen auch offen sein Alleinstehende mit einzuladen. Was wir jedoch viel besser in dieser Zeit hinkriegen wollen ist das wirkliche innerliche Stillewerden. Wir haben für uns schon einige übliche Gebräuche zu diesen Anlässen gestrichen, damit die Ablenkung nicht zu groß ist. Obwohl ich vieles schon Wochen vorher vorbereite, bleibt doch immer noch viel zu tun, und das, was mir am wichtigsten ist, das Stillewerden, kommt leider oft zu kurz. Ich hoffe, dass ich das in Zukunft immer besser auf die Reihe kriege.

Andriko (8 Jahre) haben wir Anfang 2006 eingeschult. Das extra Jahr Vorschule hat sich auf jeden Fall gelohnt. Er war jetzt auch emotional reif für die Schule. Er geht in eine englische christliche Schule, All Nations Christian School, (1.5 km von zu Hause) wo die Accelerated Christian Education (ACE) Methode gebraucht wird. Nachdem die Kinder Lesen und Schreiben gelernt haben, arbeitet jedes Kind an seinem eigenen Schreibtisch im eigenen Tempo. Die Klassen sind relativ klein (17 Schüler) und jede hat eine Lehrerin (oder einen Lehrer) und eine Hilfsperson die den Kindern individuell weiterhelfen wo sie Hilfe benötigen. Das bekannte Wetteifern in der Klasse wird dadurch ziemlich lahmgelegt, und somit können auch Kinder mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen diese Schule besuchen. In diesem System lernen Kinder sich selber täglich schriftlich Ziele zu stecken und sie zu erarbeiten. Selbständigkeit, eigene Verantwortung übernehmen, Ehrlichkeit, etc. werden dadurch ganz früh im Kind gefördert. Der Schwerpunkt dieser Schule ist Charakterbildung und das Legen guter, biblisch fundierter christlicher Fundamente, das für uns persönlich einen sehr hohen Stellenwert hat und (für uns) in diesem Alter (Grundschule) Priorität ist. Es ist uns ein Vorrecht unsere Kinder an diese Schule schicken zu dürfen. Andriko hat sich sehr gut dort eingefunden. Das bestätigte uns die Lehrerin und auch jetzt die Preisverleihung. Wir sind stolz auf unseren großen Jungen.

Andriko genießt immer noch das Graben im Sand und das Klettern auf Bäume und Dächer. Er ist nach wie vor gerne draußen und körperlich aktiv. Vor anderthalb Jahren, nach einer Untersuchung von einer Arbeitstherapeutin hat man Andrikos Unruhe auf ein Propriozeptions-Problem zurückgeführt. Propriozeption ist das Bewußtsein, wo der eigene Körper sich räumlich befindet (- "where my body is in space"). Da die Propriozeption-Rezeptoren in Haut, Muskeln und Gelenken vorkommen, “bürsten und kneten” wir das Kind wie vorgeschrieben regelmäßig. Dies hat erstaunlich positive Änderungen mit sich gebracht.

Andrikos großes Interesse zur Zeit sind schöne Steine und Halbedelsteine, die er sammelt. Die Kristallgallerie in Swakopmund würde er gerne mal kaufen… aber auch ein Farmer mit vielen Pferden zum Reiten wäre er gern. Er ist oft am Überlegen, wie er zu Geld kommen kann - der Weg übers Arbeiten scheint ihm momentan nicht so attraktiv zu sein. Die Playmobilwünsche sind halt auch teuer…

Nächstes Jahr wird er weiter Turnen und Fußballern. Wir wollen auch mit Musikunterricht anfangen.

Als Abschluss zu Andriko: Als Onkel Hellies’ Auto wieder gefunden wurde, sagte Andriko begeistert: “Wow, das hat ja wohl Gott gemacht!”

Danilo (6 Jahre) ist auch gerne draußen, aber er puzzelt, malt, und spielt auch gern Gesellschaftsspiele. Er war 2 Jahre in einem englischen Montessori Kindergarten und hat sich toll entwickelt. Er ist ein ausgeglichener, fröhlicher Junge, und es geht ihm so richtig gut. Er kommt nächstes Jahr in die Vorschule der All Nations Christian School (wo Andriko auch ist), freut sich schon sehr darauf, "und hoffentlich krieg ich dann auch Hausaufgaben zu tun", meint er. Danilo wird im neuen Jahr auch turnen und Fußball spielen und mit Musikunterricht anfangen. Er setzt sich gern ans Klavier und versucht Melodien von bekannten Kinderliedern zu spielen. Zu Tabithas Feen (oder Elfchen) Geburtsagsfeier war er der einzige Junge, stolz als Prinz verkleidet und hat nur all zu gern mit den Feen mitgetanzt. Obwohl Danilo ein wacher kleiner Bursche ist, ist er auch ein ruhiger, gemütlicher Vertreter. Er ist liebevoll und hat ein Auge für schöne Dinge. Ihm fällt oft auf was Mutti anhat. Neulich sagte er ganz entzückt: “Mutti, du siehst heute wirklich so schön aus wie Aschenputtel in ihrem Ballkleid.” Tabitha (4 Jahre) war für ihre Mutti die letzten 2 Jahre das allerniedlichste Mädchen weit und breit! Wie hab ich ihre Lieblichkeit, Zartheit, aber auch ihre Launen – einfach das weibliche, feminine in ihr – so genossen. Meine Buben habe ich in dem Alter auch immer wieder nur knuddeln können. Tabitha war für mich halt jetzt etwas ganz Neues, und doch auch etwas so Vertrautes, sicherlich weil ich auch ein weibliches Wesen bin.

Vor ein paar Monaten sagte sie mal zu mir: “Mutti, wir sind doch 2 schöne Frauen, né?” Gerade ihre erste kleine Geburtstagsfeier in diesem Jahr war für mich ein so wohltuendes, ja fast therapeutisches Erlebnis: Die Geschenke, die ich für sie in rosa Geschenkpapier einwickelte, waren Dinge, die ich als Kleinkind auch gern gehabt hätte. Wie toll, dass unser Töchterchen über genau dies sich vor Freude fast überschlug. Zur Feier lud Tabitha 7 ihrer Freundinnen ein, die alle wie kleine Blumenelfchen verkleidet kamen. War das goldig! Hellmut meint, ich hätte mich in diesen Tagen mehr gefreut als das Geburtstagskind selber! Tabitha war in diesem Jahr 2 bis 3 mal in der Woche in einen kleinen deutschen Kindergarten gegangen. Mitte 2007 werden wir sie wahrscheinlich in einen englischen Kindergarten umschulen. Tabitha singt und malt gerne, zieht sich gerne hübsch an, und spielt zeitweilig gerne mit ihren Brüdern. Sie pflückt liebend gern Blümchen und ist fasziniert von Schmetterlingen. Nach der guten Regensaison 2005/06 hatten wir eine zeit lang tausende Schmetterlinge überall rumfliegen. Tabitha fing einige, packte sie in ein Glas und gab ihnen zu essen und trinken. Als ich fragte, warum es so viele sein müssen, antwortete sie bestimmt: “Ja, das soll doch lieber ein Milie (Familie) sein, Mutti!”

Jana (6) und Lisa (8) Dinkelmann kommen nach wie vor 2 x wöchentlich nachmittags zu uns. Sie sind mir schon fast wie eigene Kinder geworden, da sie schon viele Jahre bei uns ein- und ausgehen. Mein Bedürfnis nach mehr Kindern wird so auch teilweise gestillt...

Wir sind inzwischen 6 Jahre in der His People Christian Church, international “Every Nation Ministries“ angeschlossen. Trotz einigen Herausforderungen und schwierigen Wegstrecken wissen wir uns nach wie vor von Gott in diese Gemeinde gestellt. Sie ist zu 2/3 andersfarbig (schwarz). Was uns immer wieder erfüllt und freut ist es zu beobachten wie junge Schwarze sich radikal vom Evangelium verändern lassen und im Glauben wachsen und reifen. Unser Schwerpunkt liegt auf Jüngerschaft und Leiterschaftsentwicklung, besonders von jungen Erwachsenen an den Universitäten und Technikons. Dieses wiederum gibt uns Hoffnung für unser Land, denn nur ausgebildete Schwarze, die von innen her durch das Evangelium bleibend verändert wurden (das heisst u.a. auch sich die christlichen Werte zu eigen gemacht haben) können unter politisch empfindlichen Umständen Positives bewirken.

Als Tabitha nach dem Kindergarten zu Hause abgeladen wurde, bellte Kiani (unsere Hündin) mal wieder sehr. Die Dame, die Tabitha ablud, sagte: “Kiani, nun sei mal nicht so albern.” Tabitha dazu: “Mein Hund albert nicht!” Wir alle lieben unsere Golden Retrieverhündin Kiani und unseren Kater Pauli sehr. Pauli haben wir im Juni vom Tierschutzverein geholt.

Hellmut wurde im vorigen Jahr ein paar Mal spontan vom NBC eingeladen, Teil einer Talkshow im Fernsehen zu sein und sich zu Themen wie Familie, Ehe & Finanzen zu äussern. Gott sei Dank, dass in unserem Land Religionsfreiheit herrscht, und wir diese Möglichkeit bekamen christliche Werte und Maßstäbe zu vermitteln.

Nachdem unser Pastor im Oktober 2005 nach Italien ausgesandt wurde um dort eine neue Gemeinde zu gründen, wurde der Junior Pastor, ein Amerikaner, zum Senior Pastor ernannt. Leider war er dieser Aufgabe nicht gewachsen, bzw. wurden Fehler gemacht, die die Gemeinde spürbar geschwächt haben. Im März kam ein neuer Junior Pastor, Sergé Solomons und seine Frau Vivienne dazu. Sergé hat mit großem Eifer sofort angefangen den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Nach ein paar Monaten wurden dann die Titel getauscht, und vor einer Woche ist der Amerikaner mit seiner Familie zurück in die USA gezogen. Birgit war sehr gern in dem Hauskreis seiner Frau – insofern ein Verlust, aber der Gemeinde geht es jetzt besser. Es ist faszinierend und erschreckend wie viel Charakterstärke ausmacht, und das trifft ja auch auf andere Lebensbereiche zu.

Sergé ist Arzt, 36, hat auch 3 Jahre in London praktiziert, ist ein Farbiger und stammt aus Klerksdorp in Südafrika. Wir sind hell begeistert von ihm: ein Mann mit Integrität und Selbstlosigkeit, und eindeutig in den vollzeitigen Dienst berufen. Vivienne ist Rechtsanwältin und stammt aus Wales (also schneeweiß), ist in Südafrika aufgewachsen, eher introvertiert, also die stille Stütze im Hintergrund.

Ich (Hellmut) habe Sergé auch dadurch etwas besser kennengelernt, dass wir 2 mal pro Woche zusammen ins Gym gehen (Fitness Studio). Abgesehen davon, dass wir versuchen unsere Muskeln zu trainieren und aufzubauen, hat man zwischendurch Zeit für Gespräche. Mein Gewicht ist jetzt etwa 10% höher und ich staune wieviel mehr Energie ich habe – ich denke auch, dass es half den Druck bei der Arbeit zu tragen. In der ersten Jahreshälfte war ich auch regelmäßig gelaufen – die Vorbereitung für einen Staffellauf im Juli. Im vorigen Jahr hatten 3 Kollegen und ich ohne viel zu üben in der Kategorie „Financial Institutions“ gewonnen, und dieses Jahr wollten wir das wiederholen und die Zeit deutlich verbessern. Das ist uns auch gelungen, trotz eines dramatischen Falls... Der Bank Windhoek National Business Challenge Relay besteht aus vielen Mannschaften, die laufen, gehen oder radeln. Wir haben an dem 4 x 5km Lauf teilgenommen und waren dieses Mal gut vorbereitet. Das Ziel war 25 Minuten pro 5km. Birgit lag an dem Tag mit Grippe im Bett. Nach 24.5 Minuten bin ich 100m vor dem Ziel zusammengesackt – bewußtlos. Die Narben an der Hand und den Knien berichten heute noch davon. Danach hatte ich die Grippe, wovon ich vorher nichts geahnt hatte.

Bei der Arbeit kam dann bald die Absa-Transaktion: Die südafrikanische Absa-Gruppe hatte seit der Gründung der Bank Windhoek vor fast 25 Jahren einen Anteil von etwa 35% an den Aktien unserer Gruppe (Capricorn Investment Holdings Ltd). Als die englische Barclays Bank 60% der Absa übernommen hatte, wurden wir in Botswana und Sambia zu Konkurrenten, da Barclays dort auch schon Filialen hat. Nach einigen Gesprächen beschlossen unsere namibischen Anteilhaber die 35% der Absa aufzukaufen, eine Transaktion von einigen hundert Millionen. Zusammen mit Gys Joubert, unserem Rechtsberater, durfte ich dann die Details aushandeln – Verträge, wo kommt das Geld her, was fließt wann wohin, usw. Wir mussten aus 3 Firmen in der Gruppe große Dividenden ausschütten und noch was dazu leihen. Eine aufregende und interessante Zeit! Nebenbei musste die normale Arbeit weiterlaufen, was in den besagten Monaten auch die jährliche Prüfung (audit) und den Jahresbericht (www.cih.com.na) beinhaltete. Ich war also schon etwas überlastet. Entsprechend dankbar bin ich also, dass ich jetzt 2 qualifizierte Personen anstellen durfte, die mir im Neuen Jahr mit den diversen Aufgaben helfen sollen.

Im Februar 2006 haben wir uns dazu entschlossen, dass ich meine Augen operieren lasse, um dann ohne Brille oder Kontaktlinsen auszukommen. Die „Lasik“-Prozedur ist inzwischen recht ausgereift und wird schon länger von einem hiesigen Augenarzt vorgenommen. Ich trage also seit fast einem Jahr keine Brille mehr – herrlich. Allerdings kann ich am Computer nicht optimal sehen – das war mit den Kontaktlinsen viel besser. Ich kann mit jedem Auge sehr gut scharf sehen, aber mit beiden zusammen ist die Schärfeeinstellung nicht so gut. Naja, ich kann damit leben und arbeiten, und in allen anderen Bereichen ist die Sicht sehr gut. Wir vertrauen, dass es langsam immer besser wird.

Wir haben uns nun vermehrt in der Schule (All Nations) engagiert: Inzwischen hat Gott uns mit einer Deutschlehrerin gesegnet, also bekommen die Kinder mehrmals in der Woche Deutschunterricht. Birgit ist regelmäßig im Gebetskreis der Schule (Mütter in Kontakt/Schools Prayer Network genannt, von Campus Crusade for Christ), und ich habe im Schulvorstand mitgeholfen, dass eine Verfassung erarbeitet wurde, als auch in der Finanzverwaltung und der allgemeinen Administration geholfen.

Wie im vorigen Jahr haben wir dieses Jahr wieder eine Gruppe durch das Crown Bible Study geleitet. Crown Financial Ministries ist eine internationale christliche Organisation die sich auf den biblischen Umgang mit Besitz und Finanzen konzentriert. Im Juli 2006 hatten wir ein „Catalytic Event“ in Windhoek bei dem etwa 100 Pastoren und geistliche Leiter in die Konzepte und Prinzipien eingeführt wurden. Nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich noch weitere Gruppenleiter ausbilden. Wir wissen noch nicht genau wo und in welchen Bereichen wir uns im kommenden Jahr einbringen werden – außer Crown haben wir auch das Bedürfnis, den Erziehungskurs (Growing Kids God’s Way) und den Ehekurs (Marriage on the Rock) wieder anzubieten.

Kommen wir zur erweiterten Familie: Mein Vater (68) ist Mitte des Jahres nach Kapstadt geflogen damit ein Stückchen der Netzhaut (Retina), das sich gelöst hatte, festgeschweißt werden konnte. Die Operation war sehr gut gegangen, und Papa konnte wieder perfekt sehen. Während er schon mal in Kapstadt war hat er sein Herz untersuchen lassen: Er musste sofort 7 „stents“ eingesetzt bekommen, da einige Adern am Herz schon fast zu waren. Die Operation war recht schmerzhaft, aber die Schwellungen im Leistenbereich waren danach noch schlimmer – so schlimm, dass er in Walvis Bay noch mal ins Krankenhaus musste. Als das alles überstanden war, fing die Netzhaut wieder an, sich zu lösen. Leider war der Augenarzt für ein paar Tage zu einer Konferenz, und als Papa am Ende wieder bei ihm war, hatte sich die Netzhaut inzwischen vollständig gelöst. Die zweite Operation hatte leider nicht den gewünschten Erfolg – Papa kann nur noch grobe Umrisse auf dem Auge erkennen, was sowohl seine Arbeit als Tierarzt als auch sein Hobby als Touristenführer deutlich erschwert. Wir hoffen auch bei Papas Auge, dass er immer besser sehen kann. Mama ist bei der Planung und Organisation jeder Tour die Exekutive (Buchungen und Kommunikation), obwohl sie meistens nicht mitfährt.

Meinem Bruder Heiko geht es gut bei Benthin African Agencies. Er ist aktiver Johanniterritter und Teil der Gemeindeleitung der ev. Stadtmission. Nebenbei nehmen Heiko und Ursula an diversen musikalischen Geschehen teil – zB. Chorsingen, Trompeten, und Ursula bietet eine anthropologische Sendung im Radio an (Afrika Express).

Reinhard hat Ende 2005 mit dem Rooibos-Teeverkauf in New York aufgehört und ist seit einem Jahr in Kapstadt. Er arbeitet nun bei der Deutschen Lufthansa, wo er in Schichtarbeit die optimale Beladung der Flieger in aller Welt berechnet. Sein Ziel ist es aber nebenbei einen Exportbetrieb aufzubauen – u.a. wieder Rooibostee. Bei Birgits Eltern hat sich auch einiges geändert: Pappa (75) hatte im Februar Herzschmerzen und wurde dann eiligst nach Kapstadt geflogen, wo er einen dreifachen Bypass bekam. Normalerweise ist so ein Patient nach 5 bis 7 Tagen wieder zu Hause. Pappa hat alle möglichen Komplikationen bekommen und war 5 Wochen in der Intensivpflegestation. Nach 4 Wochen hatte nicht nur er ernsthafte Zweifel ob er es überlebt. Es war ein harter geistlicher Kampf – es wurde viel für ihn gebetet. Inzwischen geht es ihm wieder sehr gut. Pappa hat die Bonsmara Rinderzucht verkauft. Am schwersten viel es ihm seine Arbeiter, von denen manche bis zu 35 Jahren bei ihm waren, zu entlassen. Er spricht ja sowohl Oshiwambo als auch die Sprache der Buschmänner und hatte jeden Sonntag Farmgottesdienst gehalten: sie waren also nicht nur Arbeiter, sondern auch Jünger im Glauben - schon fast ein Teil der Familie.

Pappa geht weiterhin in Tsumeb ins Krankenhaus um mit den Patienten zu beten. Außerdem predigt er bei den Buschmännern. Zur Zeit hat er viel Freude am Planen von Wanderwegen auf Varianto. Pappa und Mutti bekommen oft Gäste, nebst Bekannten und Familie auch Wissenschaftler – das hält natürlich besonders die Hausfrau auf Trab. Wir hatten übrigens ein superschönes Basson Familientreffen am Rande der Namibwüste mit atemberaubenden Naturschauspielen.

Eckart und Sigi hatten nach der besonders guten Regenzeit leider großes Feuer auf der Farm, das 75% des Weidelands vernichtet hat. Wie gut, dass sie jetzt die Weide bei Pappa gebrauchen können. Ihre große Liebe ist die Reiterei – die ganze Familie fährt zu den Distanzritt-Veranstaltungen, und die Kinder reiten auch schon teilweise.

Helmut (Hellies) und Christine erwarten ihr zweites Kind im März. Marek wurde am 30. Oktober 2005 geboren und ist ein lebhafter Sonnenschein. Sie haben vor kurzem ein größeres Haus gekauft, dass sie im Moment renovieren. Anfang Januar wollen sie umziehen.

Wir wünschen dir/euch/ihnen ein besonders gesegnetes Neues Jahr, dass und Ihm näher bringt und fruchtbarer für die Ewigkeit macht!

Eure/Ihre

Hellmut, Birgit, Andriko, Danilo & Tabitha

Wir sind bei hellmut@ludwiger.com zu erreichen!

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Geladen am 11-02-2007