märz2005

März 2005

Windhoek, den 21. März 2005

Liebe Freunde!

Inzwischen ist der seit langem geplante Weihnachtsbrief zum Osterbrief geworden. Wir kämpfen nach wie vor gegen unser Lebenstempo an … Unseren letzten Rundbrief hatten wir im Dezember 2003 geschrieben – in Englisch, und (wie erwartet) sind wir nie dazu gekommen, ihn ins Deutsche zu übersetzen.

Im Januar 2004 leisteten wir uns ein langes Wochenende und flogen zur Hochzeit eines Unifreundes nach Kapstadt – das Foto nebenan entstand in Constantia. Die Jungs blieben bei Hellies und Christine (Birgits Bruder). Es wurde uns wieder verständlich warum vom “fairest Cape” gesprochen wird – eine wunderschöne Gegend!

Die allerletzte Neuigkeit bei uns ist, dass vorgestern unser Mitsubishi Pajero eintraf – genau 5 Monate nachdem wir ihn bestellt hatten. Da der Kombi alt wurde, und da wir gern einen Wagen mit ABS-Bremsen und Airbags haben wollten, entschlossen wir uns nach einigem Suchen, diesen Wagen direkt aus Japan zu importieren. Leider hat unsere Regierung 3 Wochen nachdem wir den Wagen bezahlt hatten, das Importieren von Wagen älter als 5 Jahren verboten – unserer ist 8 Jahre alt. Er landete am 11. Dezember in Durban. Das Verbot galt ab dem 1.1.05. Theoretisch genug Zeit um den Papierkrieg abzuwickeln und das Auto nach Windhoek zu schaffen, aber unser Agent hat da nicht so ganz mitgespielt. Als dann Mitte Januar die Papiere in Ordnung waren, hat die Regierung die Grenze plötzlich wieder gesperrt. Nach weiteren 2 Monaten wurde dann die Erlaubnis erteilt, dass Wagen, die vor dem 1.1.05 bestellt und bezahlt waren, und für die 2004 eine Einfuhrgenehmigung erteilt wurde, nun doch reinkommen dürfen. Es war eine äußerste Geduldsprobe! Ich schätze, dass es wenig Autos gibt, für die so viel gebetet wurde… Warum denn aus Japan, fragst du? Weil unsere lokalen Gebrauchtwagen so teuer sind, dass ich diesen Wagen jetzt für das Doppelte verkaufen könnte.

Unsere drei Kinder sind gesund und wohlauf, erfüllt mit Lebensfreude und stets voller Tatendrang, Energie und Lausbubenstreichen. Mutti geht dabei oft fast die Puste aus, und an manchem Abend bleibt ihr auch nichts anderes übrig als alle guten Vorhaben, gewisse Dinge in Ruhe (bei schlafenden Kindern) endlich abhandeln zu können, einfach liegen zu lassen und auch ins Bett zu fallen.

Andriko (6 2/3 Jahre) ist unser aktiver: Draußen spielen – möglichst auf eine Weise die viel Energie verbraucht – tut er gern, und das bekommt ihm auch. Er buddelt liebend gern tiefe Löcher und Gräben (1m+), er hämmert, sägt, klettert überall hoch, und – egal wohin er gerade unterwegs ist, im Haus oder im Garten – es geschieht fast alles im Galopp.

Obwohl wir einen relativ großen Garten haben hier in der Stadt, träumt er von einem noch größeren Areal und mehr Freiheit. Ja, eine Farm wäre so das Richtige für ihn – da könnte er auch seinen Reichtum an Lausbubenstreichen ausleben. (Hier erwischen ihn Muttis Adleraugen halt doch so manches Mal und verderben jeglichen Spaß!)

Die großen Energiereserven von Andriko waren mit ein Grund ein Trampolin und das Schwimmbad anzuschaffen. Er hat im letzten Jahr mit viel Freude voltegiert (Turn- und Balance-übungen auf einem Pferd) und in diesem Jahr geht er 2 x pro Woche zu einem recht anspruchsvollen Turnen, Trampolinspringen und “Tumbling”. Der Trainer kommt aus der Ukraine.

Mit viel Anstrengung und Ausdauer mahlt Andriko den Weizen, den wir für unser Brot brauchen, mit einer Handgetreidemühle, und verdient sich so etwas Taschengeld. Dadurch lernt er, daß Geld Wert hat, und daß ein Spielzeug, das er gerne hätte, z.B. 10 Behälter Mehl kostet. Puh, sooo viel Geld, sooo viel Mühe?

Er prüft öfters die Grenzen, die wir ihm setzen; es fällt ihm schon recht schwer nachzugeben, sich unterzuordnen und zu gehorchen.

Da wir in der Stadt leben, versuchen wir bewußt unseren Kindern den richtigen Umgang mit Tieren beizubringen. Unsere Kaninchen haben jedoch so viele Tunnel gebuddelt und sich so schnell vermehrt, dass wir sie wieder abgegeben haben.

Wir werden Andriko erst im nächsten Jahr einschulen, also mit 7½ Jahren. Uns war ziemlich bald klar, dass ein extra Jahr ihm gut tun würde. Wir hoffen, dass er emotional reifen kann und sich nächstes Jahr dann gut in der Schule einleben kann. Er ist dieses Jahr in einem englischen Montessori Kindergarten ganz in unserer Nähe.

Danilo (4 3/4 Jahre) ist im Vergleich zu Andriko ein eher ruhiges Kind. Er schläft problemlosein, schläft ruhig und tief und gern. Wir staunen über seine feinmotorischen Fähigkeiten, wie er malt, anmalt, und wie toll und mit welcher Ausdauer er Puzzle bauen kann. Danilo ist geduldig und liebevoll, und spielt auch eher mal mit seinem Schwesterchen.

Ansonsten ist er Andrikos Schatten und versucht ihn zu kopieren. Danilo soll dieses Jahr anfangen Englisch zu lernen. Er geht zusammen mit Andriko zum Montessori Kindergarten.Danilo ist noch in dem Alter wo wir oft über seine Aussagen schmunzeln können. Neulich verabschiedete er seinen Vati, der nach dem Mittagessen wieder zur Arbeit mußte, mit den Worten: “Tschüß, Vati, mach’s dir schön gemütlich!”

Mutti stöhnt: “Was sollen wir nur heute zu Mittag essen?” Danilo: “Pfefferminze!”

Keimlinge heißen bei ihm “Kräuter-Engerlinge”. (sehen halt aus wie Würmer)

Danilo sagt: “Mutti, weißt du, Jesus hat mir in mein Leben [d.h. Herz] gesagt, dass ich immer lieblich [lieb] sein soll zu Andriko.”

Mutti fragt: “Was mußtest du denn machen, damit Jesus in deinem Herzen wohnen kann?” Danilo: “Ein Loch”.

Danilo hat vor einem Jahr einen kleinen Glassplitter verschluckt, und erklärt Andriko warum er trockenes Brot essen mußte: “… damit nicht mein Bauch gekratzt wird, und Jesus auch nicht dekratzt [gekratzt] wird.” Mutti: “Wieso sagst du das?” “Ja, weil Jesus doch in mein Herz wohnt”.

“Mutti, ich krieg gar keine bösen Träume, weil ich bete zu Gott, und der läßt mir keine einfallen.”

Naja, so können wir fortfahren, und so können wahrscheinlich die meisten Eltern berichten. Zum Abschluß noch: “Mutti, wenn du deine Augen ganz viel wäschst, dann kriegst du auch so schöne Augen wie ich.”

So sehr sie Mädchen ist, so gut kann sie auch bei ihren Brüdern mithalten. Sie spielt liebend gern mit Duplo-Bausteinen, Autos und mit der Schaufel draußen im Sand und mit Wasser.Tabitha und auch die Jungs haben nach wie vor viel Freude an unserer Hündin Kiani. Kiani ist ein liebevolles, sensibles Tier, das uns stets zu gefallen versucht. Unsere beiden Legehennen sind zahm und Tabitha ist immer darauf bedacht, sie wieder in ihren Stall zu befördern, wenn sie mal in den Garten entwischt sind.

Tabitha redet gerne, sie zieht gerne Kleidchen an, spielt gerne mit ihren Püppchen und wäscht sich ein paar Mal am Tag ausgiebig die Hände. Wenn Mutti zum Einkaufen fährt, dann muß auch ihre Handtasche, ihr Spielgeld, ihr Telefon (ein alter, kleiner Rechner), ihr Schlüsselbund, ihre Kette, ihr Haarband, und ihre schiefe, kleine Sonnenbrille mit. Nur dann können wir gestiefelt und gespornt losfahren.

Tabitha brauchte relativ früh und leicht keine Windeln mehr, was für unsnatürlich ein Bonus war.

Tabitha (2½ Jahre) ist ein richtiges Mädchen – eine Mischung von vielem in einem: Salzig und süß ist manchmal innerhalb kürzester Zeit beides in demselben Persönchen vorhanden. Sie ist lebhaft und übermütig, andererseits zart, liebevoll, zierlich, zimperlich, und leicht verletzbar. Manchmal nachtragend, manchmal launisch. Essen tut sie wie ein kleines Vögelchen.

Über das vergangene Jahr haben wir wieder gute Kurse bei uns zu Hause angeboten. Erstens war da “Marriage on the Rock”, ein toller Ehekurs, der uns und unserer Gruppe viel bedeutet hat. Jimmy Evans, inzwischen Pastor, der erst erlebt hat, wie man eine Ehe nicht führen sollte, bringt mit viel Humor seine Erkenntnisse auf 10 Video-abenden ‘rüber. Dazu gibt es dann noch jede Woche Hausaufgaben, und da geht es dann ans Eingemachte! Den Kurs kann man bei www.marriagetoday.org bestellen. (Auf dem Foto rechts hält Birgit die Kamera – so kann man’s ja auch machen, nicht wahr?)Danach war zum vierten Mal “Growing Kids God’s Way” dran. (www.gfi.org) Wir empfanden die Gruppe als deutlich homogener als vorige, obwohl es die größten Kulturunterschiede gab: Ein Ehepaar aus England, ein schwarzes Ehepaar aus Kenia, bei noch einem schwarzen Paar ist sie aus Zimbabwe und er aus dem Caprivi, dann ein farbiges Paar von hier, und wir. Wir haben uns irgendwie besonders gut verstanden.

Zur Zeit läuft zum ersten Mal der “Small Group Bible Study” von “Crown Financial Minstries” (www.crown.org), in dem es um biblisches Hantieren der eigenen Finanzen geht, der aber eigentlich schon als eine Jüngerschaftsschule angesehen werden kann. Es geht auch um Treue, Selbstdisziplin, Ehrlichkeit, Leiterschaft und Selbstlosigkeit, zusätzlich zu den erwarteten Themen und Zielen: Finanzplanung (monatlich, sowie auf lange Sicht), schuldenfrei sein, sich Rat holen, freigebig sein, arbeiten, sparen, usw.

Mit großer Dankbarkeit haben wir vor kurzem festgestellt, dass die Aktien die wir in Capricorn Investment Holdings, der Muttergesellschaft von Bank Windhoek, gekauft hatten, inzwischen mehr wert sind als die Summe unserer Schulden. Wir sehen also Haus und Autos als abgezahlt an, und wollen auch gern in Zukunft schuldenfrei bleiben. Dieses Ziel hatten wir lange vor Augen, und konnten es nur mit Gottes Hilfe und der Unterstützung unserer Eltern (auf beiden Seiten) erreichen. Wir wissen uns sehr gesegnet!

Nachdem ich (Hellmut) mich 2003 als Chartered Secretary qualifiziert hatte, wurde ich im Januar 2004 gebeten, den schon länger leer stehenden Posten des Company Secretary der Bank, bzw. der Gruppe zu füllen. Ich arbeite also nicht mehr für Bank Windhoek sondern für die eben schon erwähnte Muttergesellschaft (CIH), die neben der Bank auch noch in verschiedenen Versicherungsbereichen Belange hat, in Immobilien, und jetzt auch dabei ist, in Botswana eine Bank zu gründen. Mein Posten nennt sich “Group Company Secretary & Financial Advisor”, wobei der zweite Teil sich erstmal auf die Buchführung der Gruppe bezieht. Mein Assistent und ich stellen also regelmäßig den Finanzbericht für die Gruppe zusammen, und sind auch noch für die Employee Share Trusts zuständig. Ich kann sagen, dass es mir deutlich mehr Spaß macht als mein voriger Posten, aber Birgit wird gleich dazusagen, dass ich auch nicht weniger arbeite, und ziemlich viel Druck herrscht.

Im Oktober war ich in Johannesburg, um den Werdegang des Financial Sector Charters zu erforschen. Mein Chef ist z.Zt. Vorsitzender der Bankers’ Association und hat mich gebeten, für Namibia einen Banking Charter aufzustellen. Von JHB aus bin ich dann auch kurz nach Botswana, um unsere Mitarbeiter und Buchprüfer dort kennezulernen. Erstaunlicherweise fliegt keine Fluglinie direkt von Windhoek nach Gaborone (oder umgekehrt). Von JHB flog ich dann noch für einen Vormittag nach Kapstadt, wo ich als Crown-Leiter ausgebildet wurde. Ansonsten bin ich aber jetzt noch weniger für die Arbeit unterwegs.

Wir sind weiterhin glücklich in unserer Gemeinde (His People). Die internationale Bewegung heißt jetzt Every Nation Christian Churches, was die evangelistische Art der Gemeinden ausdrückt. Die Hauskreise werden entsprechend umstrukturiert – Jüngerschaft soll vermehrt betont werden. Obwohl man ja immer irgendwo etwas zu meckern finden könnte, sind wir dankbar und zufrieden mit unserem geistlichen Zuhause. Inzwischen habe ich (Hellmut) mich auch mal an den Kindergottesdienst herangewagt. Für Birgit bleibt eher das Englisch-sprechen im Kindergottesdienst eine Herausforderung.

Tabitha vor etwa einem Jahr

Heute, am 21. März 2005 ist Namibia seit 15 Jahren unabhängig. Von unserem Wohnzimmerfenster aus können wir auf das sg. Unabhängigkeitsstadion schauen, wo heute aufwendig gefeiert wird. Verschiedene Staatsoberhäupter sind angereist um unseren neuen Präsidenten Pohamba zu beglückwünschen. Obwohl es bei seiner Nominierung und Wahl, als auch der Parlamentswahl im November nicht so ganz demokratisch zuging, sind wir doch recht zuversichtlich, dass es uns weiterhin gut gehen darf in unserem schönen Land. Das Desaster in Zimbabwe werden wir hoffentlich nicht erleben! Was uns manchmal doch etwas entmutigt ist die allgemeine Inkompetenz, und die mangelnde Integrität in vielen staatlichen Betrieben und Ämtern. Es ist erstaunlich, dass trotzdem alles irgendwie ganz gut läuft. Naja, von der Staatsverschuldung mal abgesehen. Die Schulden übersteigen inzwischen das jährliche Budget, und trotzdem wird weiter an dem Präsidentenpalast gebaut, der inzwischen wohl über N$500 Millionen verschlungen hat

So erstaunt uns auch immer wieder wieviel Geld doch in Namibia im Umlauf ist. Der starke Rand hat seine Spuren hinterlassen: Im Fischereisektor haben einige Firmen schon geschlossen; der Tourismus, die Minen und die Fleischexporte bringen weniger ein. Auf der anderen Seite sind unsere Bankzinsen schon über ein Jahr so niedrig wie seit Dekaden nicht mehr, und viele Leute nutzen das, um sich entsetzlich zu verschulden. Bei der Bank machen wir uns schon ernsthaft darüber Sorgen, was passiert wenn die Zinsen wieder steigen - was bei dem Ölpreis und dem hohen Kreditwachstum immer wahrscheinlicher wird.

Unseren jeweiligen Familien, Ludwiger und Basson geht es gut. Hellmuts Eltern in Walvis Bay sind zusätzlich zur tierärztlichen Praxis weiterhin im Tourismus engagiert;. Heiko und Ursula feiern am 17. April ihren 12. Hochzeitstag - da dürfen wir dann mal Roman (8) und Diane (5) bei uns beherbergen. Reinhard lebt weiterhin in New York: so laaangsam scheint das Rooibosteegeschäft in die Gänge zu kommen.

Sand, Wasser, Modder – immer wieder ein Renner für alle Kinder!

Birgits Eltern, sowie Eckart und Sigrid mit ihren 4 Kindern farmen bei Tsumeb. Tina (9) und Rudi (7) sind in der Schule, Lisa (5) und Heimo (3) besuchen den Kindergarten. Eckart (Elandshoek) hatte nur ein Drittel seines durchschnittlichen Regenfalls und mußte Vieh verkaufen. Bei den Eltern auf Varianto gab es große Wasserprobleme, da die Pumpe in das 300m tiefe Bohrloch reinfiel und nicht wieder herauszukriegen war. Farmen ist wahrhaftig kein Zuckerschlecken.

Helmut (auch Hellies genannt) und Christine leben auch hier in Windhoek. Christine hilft 1 bis 2 mal die Woche unentgeltlich an einer Tagesstätte für Aidswaisen in Katutura. Das Heim ist ein Werk von Jugend mit einer Mission. Dann arbeitet sie noch 1 mal die Woche in einem deutschen Kindergarten. Sie haben oft Gäste, und somit sind die beiden (auch wenn er nicht seinen ärztlichen Pflichten im Staatskrankenhaus nachgehen muß) ganz gut beschäftigt.

Im Mai 2004 hatten wir zum ersten Mal ein Basson-Familientreffen. Dabei waren auch noch Christines Eltern und 3 ihrer Geschwister mit in der Etosha. In diesem Jahr wollen wir mal zum Waterberg. Unsere Kinder verstehen sich besonders gut mit den “Bassonetjies”.

Im Dezember hatten wir es uns das erste Mal gegönnt, als Familie alleine in den Urlaub zu fahren: 2 Wochen hatten wir ein kleines Haus von Freunden in Henties Bay gemietet und eine herrliche Zeit genossen!

So, inzwischen sind wieder Wochen vergangen, und der Brief ist noch nicht abgeschickt. Deshalb machen wir jetzt Schluß!

Wir wünschen Dir/Euch/Ihnen ein gesegnetes 2005.

Hellmut, Birgit, Andriko, Danilo & Tabitha

Wir sind bei hellmut@ludwiger.com zu erreichen!

Zur Index Seite

Geladen am 10. Mai 2005

Wie gesagt, wir haben einen schönen Garten und auch das herrliche Schwimmbad wird öfters von den Kindern unserer Freunde (die Freunde unserer Kinder) in Gebrauch genommen.Das Tipi (rechts) hat der Großvati auf der Farm für seine Enkel gebaut - Eine Wonne!